Kategorie: Unkategorisiert

Unser Permakultur Garten

Zwei Monate sind wir durch England gereist und durften inspirierende Menschen und tolle Projekte kennen lernen. Satt an Inspiration und voller Tatendrang machten wir uns auf den Weg nach Hause, um uns in unsere eigenen Projekte zu stürzen und damit unseren Teil zu einer besseren Welt beizutragen.

Leider machte es uns eine heftige Virusinfektion unmöglich, die Projekte und Reisen, die wir vor hatten umzusetzen. Eigentlich wollten wir viel länger in England bleiben und von dort aus unseren Bus nach Australien verschiffen, um dort mindestens zwei Jahre zu Reisen und Arbeiten. Doch nach Monaten ohne wirkliche Besserung, mussten wir von unseren Plänen absehen und uns in Deutschland, mit der Unterstützung von Freunden und Familie um unsere Gesundheit kümmern. Doch nur im Bett liegen und Nichts tun, bekam uns auch nicht sonderlich gut. Wir brauchten etwas für die Seele, etwas was uns zur Ruhe bringt, mit der Natur verbindet und am besten auch noch in Gemeinschaft passiert.

So kamen wir dazu einen Permakultur Garten, auf dem Grundstück von Julians Mutter (auf dem wir immer stehen, wenn wir in Deutschland sind) anzulegen. Da unser Energielevel zu der Zeit aber noch ganz schön im Keller war, mussten wir uns Unterstützung hohlen.

Unter dem Namen „Gemeinsam Gärtnern“ luden wir jeden ein, der Lust hat in der Erde zu buddeln, Gemüse zu pflanzen oder Holz zu hacken und danach erschöpft und zufrieden am Lagerfeuer zu sitzen und in den Sternenhimmel zu schauen.

 

 

 

Bei dem Anlegen des Gartens haben wir uns an den Prinzipien der Permakultur orientiert, die wir das erste mal vor 8 Jahren in Australien kennen gelernt haben.

Permakultur ist eine besonders naturnahe und umwelt- und ressourcenschonende Art des Gärtnerns. Außerdem ist der enstandene Garten sehr pflegeleicht, was gerade für uns, da wir immer wieder für längere Zeit verreisen ideal ist. Die Permakultur überlässt viel Arbeit der Natur und der Mensch hat nur einen minimalen Aufwand. Es geht viel mehr darum die Natur zu beobachten und effektiv nachzuahmen.

Da die Permakultur ein ganzheitliches Prinzip ist kann und sollte sie auf alle Bereiche des menschlichen Wirkens angewandt werden, z.B. im Garten, in Gemeinschaften, in Betrieb und Schule, im eigenen Alltag,in der Landwirtschaft und Städten.

Im Laufe des Projekts haben wir uns immer wieder  die Frage gestellt: „Wie können wir ein gutes Leben führen, während wir in einem System leben, das auf der Ausbeutung von Menschen, Tieren, der Natur und der zunehmenden Häufigkeit von Umweltkatastrophen basiert?“ 
Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: Man muss das System ändern. Natürlich ist dies nicht ganz so einfach und vor Allem braucht es Zeit. Aber wenn wir wollen, dass eine Veränderung eintritt, müssen wir als Einzelpersonen zusammenhalten. Wir können nicht darauf warten, dass sich das System von ganz alleine ändert, das wird nicht passieren.

Außerdem haben wir gemerkt, dass Selbstversorgung für uns keine Option ist. Es ist eine viel zu große Herausforderung, an der viele Menschen scheitern. Selbstversorgung bedeutet  das ganze Jahr über mindestens 12 Stunden am Tag zu arbeiten und seine Ziele doch nicht zu erreichen (außer man ernährt sich sehr einseitig, was keine wirklich langfristige Option ist). Außerdem verliert man sich langsam aber sicher in Einsamkeit, weil man keine Zeit mehr hat, soziale Kontakte zu pflegen. 
Also warum alles selbst machen und alles selbst besitzen, wenn man die Freuden des Überflusses mit seinen Freunden und der Gemeinschaft teilen könnte. Wir finden die Idee der „Gemeinschafts-Versorgung“ deutlich attraktiver. Es bedeutet, dass sich eine ganze Reihe von Menschen gegenseitig unterstützt und zusammenarbeitet, damit sich alle entfalten können, was zu einem sozialeren und widerstandsfähigeren Leben für alle führt.

Unser kleines Garten Projekt war für uns der erste Schritt in diese Richtung und hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Es kamen so viele verschiedene Leute zusammen und am Ende wurden aus einem Wochenende zehn und zu dem ca 80 Quadratmeter großen Gemüsegarten haben wir noch eine Obstbaumwiese, mit 15 verschiedenen Obstbäumen und Beerensträuchern angelegt. Auch wenn wir uns gerade nicht vorstellen können langfristig in Deutschland zu Leben, einfach weil wir das Meer zu sehr lieben ( jetzt komm mir nicht mit Nordsee), war es all die Arbeit wert. Wir haben so viel gelernt, voneinander und miteinander und dieser Garten wird immer bleiben – für Alle.

Totnes : Proud to be different

Der letzte Stop unserer Reise durch England, war Totnes.

Totnes ist eine Stadt von gut 8000 EinwohnerInnen in der südwestenglischen Grafschaft Devon.

Heute ist Totnes vor allem bekannt als wunderschön gelegene Stadt, am Rande eines Naturparks, und dem Dart River. Außerdem hat diese eher eigensinnige kleine Stadt eine große alternativen Szene, voller Künstler, Freigeistern und Menschen die sich für die Umwelt und ein ganzheitliches Leben engagieren. Seit 2006 ist Totnes Ursprung und Zentrum der internationalen Transition-Bewegung.

Totnes war das erste Transition Town – und hier wird die damit verbundene Vision wohl auch heute noch am deutlichsten sichtbar. Gerade deshalb gilt es mittlerweile auch als touristisch bedeutsame Pilgerstätte, in der Transition-Führungen und -Workshops angeboten werden, aber auch als Ort, wo zentrale Institutionen der Bewegung ihren Sitz haben. Hier werden laufend neue Ideen und Ziele der Bewegung diskutiert und ausprobiert.

 

Wir durften einige Menschen, die in Totnes leben näher kennen lernen und mussten immer wieder feststellen, wie erfrischend und motivierend es ist, mit ihnen zu sprechen und Zeit zu verbringen. Einfach weil sie den Mut und die Kreativität haben Dinge sichtbar anders (aus unseren Augen besser) zu machen als üblich.

Sie organisieren Workshops zum Hausbau aus Lehm und Strohballen. Sie drucken „Totnes Pounds“ als lokale Währung. Sie bereichern den öffentlichen Nahverkehr mit Lastenrädern und Rikschas mit Elektromotoren. Sie pflanzen in jeder Grünfläche der Stadt Obst und Gemüse an, reparieren ehrenamtlich Fahrräder und noch vieles mehr. Und was das Schönste an all dem ist: Sie sind „Proud to be different“

Wir werden hier nicht wie bei den anderen Orten die wir besucht haben, nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, Projekte und Restaurants empfehlen. Weil sie in Totnes existieren, so weit das Auge reicht. Die Vielzahl der Projekte und Menschen die sich engagieren haben das Ergebnis, ein besseres Umfeld mit weniger Stress, weniger Eile, besserer Nahrung, besserer Gesundheit, mehr Gemeinschaft und mehr Gleichheit zu schaffen.

Wir hoffen wirklich sehr, dass es bald noch viel mehr Städte wie Totnes geben wird!

Haifang: Vom Jäger zum Gejagten.

Bis vor kurzem dachte ich, dass grausame Geschäft mit den Haiflossen, spielt sich nur in Asien ab, doch auf unserer Reise wurden wir eines besseren belehrt. Als wir über den spanischen Fischmarkt in Pontevedra schlenderten, entdeckte ich an einer der vielen Theken Haifischfilet und war irritiert. Mir war nicht bewusst, dass es in Europe Menschen gibt, die freiwillig Haifleisch essen, da es doch bekanntlich mit Schwermetallen belastet und somit ungesund für den menschlichen Körper ist. Am meisten beschäftigte mich aber die Frage, wie es sein kann, dass auf einem spanischen Fischmarkt Haifischfilet zu einem enorm günstigen Preis angeboten wird, wo doch gleichzeitig der Bestand an Haien drastisch singt und viele Arten vor dem Aussterben bedroht sind. Also fing ich, noch am selben Tag an zu recherchieren und war erschüttert über das, was ich herausfand.

An der Atlantikküste Nordspaniens, in einer Stadt namens Vigo (nicht weit von dem Ort,an dem wir den Fischmarkt besuchten), befindet sich der Hauptumschlagsplatz für Haifang in Europa. Gefangen werden die Tiere, beispielsweise in ihren Rückzugs- und Leichgebieten um und vor den Azoren. Die Langleinenfischerei, mit der die Haie gefangen werden, ist eine der brutalsten Formen der Zerstörung unserer Meere. Die Leinen sind bis zu 300 Kilometer lang und pro 100 Kilometer mit 20 000 Haken versehen. Was gut vertuscht wird, aber eigentlich offensichtlich ist, ist das bei dieser Methode auch vorm aussterben bedrohte Arten, wie der weiße Hai, Hammerhaie und Schildkröten gefangen werden. Diese werden vorort Tod oder mit schweren Verletzungen wieder ins Meer geworfen.

Jährlich werden über 90 Millionen Haie getötet. Das sind über 190 Haie pro Minute. 30% davon unter spanischer Flagge!

 

 

 

 

Ein Milliardengeschäft, das kaum kontrolliert werden kann und das dazu geführt hat, dass allein in den letzten 100 Jahren je nach Gattung zwischen 90 und 99 Prozent der Tiere ausgerottet worden sind.

Die grössten Haifangnationen weltweit sind Indunesien, Indien, Spanien, Portugal und Japan. Die Haifischflossen werden hauptsächlich nach China verkauft und Hongkong, auch bekannt als „Shark Fin City“ ist dabei das Handelszentrum. Es ist ein sehr lukratives Geschäft, da die aus den Flossen gekochte Suppe, in China ein Statussymbol ist.  Eine einzelne Haifischflosse kann umgerechnet bis zu 1.000 Euro kosten, für einen Teller Haifischflossensuppe zahlt man rund 100 Euro. Das Haifleisch ist dagegen wertlos.

Da aber seit Juli 2013, in Europa alle gefangenen Haie mit allen Flossen am Körper an Land gebracht werden müssen, entsteht natürlich ein riesiger Berg an Haifleisch, den man loswerden muss.  Früher wurden die Tiere, beim sogenannten Finning, von den Fischern aus dem Meer gezogen, um ihnen die Flossen abzuschneiden, dabei waren sie meistens noch am Leben. Anschließend wurden die Tiere schwer verletzt und schwimmunfähig zurück ins Meer geworfen. Am Meeresgrund angekommen mussten sie einen unendlich qualvollen Tod erleiden, bei dem sie langsam und unter Schmerzen ersticken. Genau diese Shark Finning Methode wird in vielen Ländern weiterhin illegal und manchmal sogar legal praktiziert. Doch wer konsumiert in Europa diese Massen an Haifleisch, die durch das Finning-Verbot angelandet werden?

Die Antwort ist erschreckend: Wir Europäer selbst sind die Konsumenten, manchmal sogar ohne das wir es wissen. Deutschland importiert und konsumiert jährlich über 500 Tonnen Hai. Der Konsument kauft sie dann in Form von Haisteaks, geräucherten Schillerlocken, oder Dosenfisch.

Da der Hai in den Meeren am Ende der Nahrungskette steht, bis zu 90 Jahre alt wird und bevorzugt alte und kranke Tiere jagt, ist sein Fleisch so stark mit Methylquecksilber verseucht, dass der Verzehr eine ernste Bedrohung für die Gesundheit der Menschen darstellt.  Eine Portion Haifleisch von 250 Gramm, enthält 350 Milligramm Methylquecksilber. Die festgesetzte Höchstgrenze liegt bei 0,1 Milligramm Methylquecksilber pro Kilo Körpergewicht eines Menschen.Dieses Schwermetall kann irreparable Hirnschäden, Nierenversagen, Nervenschäden und ein erhöhtes Krebsrisiko verursachen, dazu hat es eine Halbwertszeit von 25 bis 30 Jahren im Körper. Somit reichert es sich bei jedem Konsum an. Dasselbe gilt auch für den Verzehr, anderer großer Raubfischarten wie Thunfisch, Schwertfisch und Heilbutt. Wer meint, dass Thunfisch nicht so schlimm ist, täuscht sich. Thunfisch ist genauso hoch mit Methylquecksilber belastet wie Hai.

Jedes dritte europäische Kind soll laut einer EU-Studie mittlerweile mit erhöhten Methylquecksilberwerten auf die Welt kommen. Da die Gefahr durch den Verzehr von großen Fischarten totgeschwiegen wird, gibt es immer noch eine große Nachfrage und dementsprechend auch einen lukrativen Markt. Die Lösung scheint erstmal ganz einfach, keinen Hai, keinen Schwertfisch, keinen Thunfisch essen, denn wo keine Nachfrage ist, ist auch kein Markt.

 

Wenn ihr euch aktiv für Haie einsetzen wollt, unterstützt die EU Bürgerinitiative „Stop Finning – Stop the Trade“ unter  https://eci.ec.europa.eu/012/public mit eurer Stimme. Für weitere Informationen über Haifang und  Projekte diesen zu stoppen, besucht die Internetseite von der Artenschutzorganisation SHARKPROJECT http://www.sharkproject.org .

 

 

 

 

Quellenangabe:

https://www.tauchen.de/umweltschutz/haifang-vom-jaeger-zum-gejagten/

https://www.tauchen.de/tauchwissen/biologie/aufgedeckt-spanien-ist-umschlagplatz-fuer-haiflossen/

https://www.sharkproject.org

Plastikflut

Das Plastik Problem ist allgegenwärtig. Soziale Medien, Werbung und Dokumentationen weisen auf die verheerenden Folgen des Plastikkonsums hin und ermutigen einen, sein Einkaufsverhalten zu ändern und so zum Umweltschutz beizutragen.

Seit den 1970er Jahren ist Plastik in unseren Ozeanen ein Problem und seit dem steigt der Konsum und somit auch der Müll weiterhin, ohne dass dagegen viel unternommen wurde.

Im letzten Jahr sind über eine Millionen Vögel und mehr als eine halbe Millionen Meeresbewohner an Plastik gestorben. Die Todesursachen sind unterschiedlich. Einige Tiere verhungern elendig mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft,viele Vögel können aufgrund dieser „vollen“ Mägen, nicht einmal mehr fliegen. Meeressäugetiere verfangen sich in alten Fischernetzen, ertrinken oder erleiden schwere Verletzungen bei Befreiungsversuchen, an denen sie schließlich sterben.

Doch woher kommt all das Plastik? Wie gelangt es ins Meer? Die Hauptursache für die unermesslich große Menge Plastikmüll ist die kommerzielle Fischerei. Fast die Hälfte der 79.000 Tonnen Müll, im größten Müllstrudel der Welt, dem Great Pacific Garbage Patch, bestehen aus Fischernetzen. Gerade diese Netze und Leinen sind für die Meeresbewohner besonders gefährlich, da sie sich darin verfangen können und einen langsamen, qualvollen Tod erleiden. Außerdem landet Müll über Flüsse, die dem Meer zufließen, über Wind und illegales Abladen in den Ozeanen und an den Küsten. Wenn wir so weiter machen, wird es in etwa 20 Jahren mehr Plastik als Fische im Meer geben.

Natürlich wurden auch wir, auf unser Reise Zeuge des Plastik Problems. Ehrlich gesagt überall und rund um die Uhr. Gerade die Strände waren erschreckend, aber auch der Plastikkonsum vieler Leute war nach genauerem Hinsehen eine Katastrophe. Meiner Meinung nach hätten jegliche Einweg Plastikartikel schon längst allgemein verboten werden sollen, aber von der Regierung ist da leider nicht viel zu erwarten. Wir müssen als Konsumenten bewusster und vor Allem kritischer werden. Denn wo keine Nachfrage ist, entsteht auch kein Angebot.

Wir gestalten unseren Alltag schon lange plastikarm, gehen im Unverpacktladen einkaufen, Kaufen Milchprodukte in Mehrweggläsern und achten darauf ausschließlich biologisch abbaubare Seifen zu benutzen, die dementsprechend kein Mikroplastik enthalten.

Doch auf dieser Reise haben wir gemerkt, dass es nicht ausreicht, nur seinen eigenen Plastikkonsum zu verringern. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht jeden Morgen Müll zu sammeln, egal wo wir waren. An den Stränden war es jedoch leider so, dass wir nach zwei Stunden sammeln, zwei- drei große Müllsäcke voll hatten, aber die zehnfache Menge immer noch am Strand lag und nach jeder Flut, neues Plastik hinzu kommt.

Wir waren fast immer allein unterwegs und haben die Strände so gut es ging saubergemacht. Der Versuch mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen und sie zum Plastik sammeln zu motivieren, ist häufig gescheitert. Die meisten hatten die Ausrede, dass im Mai ein städtischer Räumungstrupp kommt und die Strände vor der Touristensaison von Müll befreit. In den übrigen 6 Monaten, an denen keine Touristen in der Gegend sind, erstickt der Strand im Müll und unzählige Tiere sterben daran.

An der nordspanischen Atlantikküste, in Kantabrien, sind uns an den Stränden vermehrt kleine Plastikpellets zur Herstellung von Kunststoffartikeln aufgefallen. Nach einiger Recherche sind wir auf zwei Fabriken in der Gegend gekommen, die diese Pellets verwenden und dementsprechend auch für ihr Vorkommen im Meer und an den Stränden verantwortlich sein müssen.

Wir konnten es kaum glauben und haben deshalb mit dem verantwortlichen Bürgermeister Kontakt aufgenommen. Wir haben bis heute keine Antwort von ihm bekommen.

Nach 6 Monaten auf Reisen waren wir überzeugt, dass es keinen plastikfreien Strand mehr gibt.

Oft ist man überwältigt von all den Problemen und glaubt daran nichts ändern zu können, aber wir müssen! Auf unsere Regierungen, auf irgendwelche greenwashing Siegel und angeblich nachhaltigen Konzerne können wir uns nicht verlassen. Wir müssen selbst aktiv werden! Wir müssen Menschen aufklären, denn nur wer über diese Missstände weiß, kann bewusst etwas daran ändern. Gemeinsame Aktionen wie Beachcleanups, Vorträge oder Spendenaktionen stärken Gemeinschaften und ermutigen mehr Leute sich zu beteiligen.

Portugal- Neues Jahr, neues Glück?

Wir sind nun schon seit 6 Wochen in Portugal und haben das Glück in dieser brenzlichen Lage, bestehend aus Lockdown, Corona Maßnahmen und Camping Verboten, unseren Bus auf dem Grundstück von Freunden parken zu können.

Vor über drei Jahren, haben sich die zwei Familien, bestehend aus 6 Erwachsenen und 2 Kindern, dazu entschlossen ihr altes Leben in Deutschland aufzugeben und es gegen 3h Wald  an der Westalgarve einzutauschen. Auch sie sind damals aufgebrochen, um ein lebenswerteres Leben, jenseits der 40-Stunden Woche zu führen. Sie haben ihren Traum und ihre Visionen verwirklicht, ihr Land gestaltet, ihre Häuser selbst gebaut und sich ein autarkes und freies Leben geschaffen.

Wir haben sie in den letzten Jahren schon mehrmals besucht, doch leider immer mit viel zu wenig Zeit. Dieses Mal wollen wir uns mehr Zeit nehmen, um den Ort, die Umgebung und die Menschen besser kennen zu lernen.

Leider sind die Bedingungen, für freies und spontanes Reisen momentan äußerst schlecht. Als wir am 22. Dezember in Portugal ankamen, war die „Corona Lage“ noch relativ entspannt, alle Geschäfte und auch Bars und Restaurants hatten geöffnet. Wir konnten noch ein geselliges Weihnachten feiern und sind mit großen Plänen und Visionen in das neue Jahr gerutscht.  Doch in kürzester Zeit veränderte sich die Lage drastisch. Durch die britische Virusmutation, stiegen die Zahlen  rasant und mittlerweile hat Portugal die weltweit höchste Infektionsrate.   Das soziale Leben ist bis auf ein Minimum runtergefahren und auch wir haben seit unsere Ankunft den Bus nicht mehr bewegt. Wir haben uns gemeinsam mit den Anderen dazu entschlossen, in eine Quarantäne zu gehen um uns und andere zu schützen.

Unsere Reisepläne sahen eigentlich anders aus. Wir wollten von Strand zu Strand fahren, jeden Tag surfen und einfach mal das Leben genießen. Doch das müssen wir wohl oder übel erst mal aufschieben und das beste aus der momentanen Situation machen.

Es kann endlich weiter gehen…

Seit über einem Monat sind wir nun schon in Hossegor und können nicht weiterfahren, da unser Getriebe den Geist aufgegeben hat. Nach einigem hin und her, blieb uns keine andere Lösung, als ein generalüberholtes Getriebe aus Deutschland zu ordern. Dies ist vor vier Tagen endlich bei uns eingetroffen.

Leider wollte uns keine Werkstatt in der Umgebung helfen, das Getriebe einzubauen, also mussten wir uns mal wieder selbst an etwas wagen, von dem wir eigentlich nicht besonders viel Ahnung hatten. Zum Glück hatten wir viel Zeit um zu recherchieren, wie es am besten gemacht wird. Dabei ist uns aber leider auch aufgefallen, dass man allerlei Spezialwerkzeuge und auf jeden Fall einen Getriebewagenheber (noch nie vorher davon gehört) braucht, um das 150 Kilo schwere Getriebe in die richtige Position zu bringen. Nun gut, damit konnten wir nicht dienen, geschweige denn es irgendwo auftreiben. Also mussten wir improvisieren.

 

Das Getriebe wurde bei uns mit einem, vom Surfshop nebenan geliehenen Hubwagen auf Position gebracht. Leider reichte dieser höhentechnisch nicht ganz aus, weshalb wir das ganze, Stück für Stück mit Holz unterfüttern mussten. Sobald die Richtige Höhe erreicht war, musste das 150 Kilo schwere Ding auch noch irgendwie in die Aufnahme vom Motor geschoben werden. Mit Ach, Krach und jeder Menge Allzweckfett, flutschte das Getriebe in Richtung Motor. Wie immer sind Julian beim Einbau noch so einige Sachen aufgefallen, die auch dringend erneuert werden müssen.

Nach drei Tagen nervenaufreibender und kräftezehrender Arbeit, haben wir es geschafft den Bus wieder ans laufen zu bringen.

Heute ist bereits der 18.Dezember und unser Ziel ist es Weihnachten mit Freunden in Portugal zu feiern. Eigentlich wollten wir die Strecke dort hin entspannt fahren, viele Pausen machen und uns an der Atlantikküste von Strand zu Strand hangeln.

Daraus wird wohl leider nichts mehr!

Wir müssen bis Weihnachten noch 1300 Kilometer hinter uns bringen und das mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 kmh. Dementsprechend haben wir uns dazu entschlossen, die kürzeste Route zu nehmen. Diese Route führt durch das spanische Inland und kann sehr trostlos werden, da es eine der größten Agrarwüsten ist, die ich bisher gesehen habe.

Hossegor – Lockdown, Surfen und Getriebeschaden

Unser nächstes Ziel war Hossegor, ein kleiner Ort im Süden Frankreichs, unmittelbar an der Atlantikküste. Hossegor war früher ein eher unbekanntest Seebad, ist jedoch vor einiger Zeit zum Mekka der Surf-Industrie geworden. Im Sommer ist das kleine Städtchen voll mit Touristen, auch die Strände sind überfüllt, sodass das Surfen eher weniger Freude bereitet. Im Herbst, nach der ASP Worldtour, auf der die Surfer ihren Weltmeister ermitteln, wird es schlagartig ruhig. Diese Gelegenheit, auch gute Wellen und leere Strände, wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Kurz bevor wir Hossegor erreichten, machte jedoch unser Getriebe schlapp! Die Gänge wollten nicht mehr reingehen und mit Ach, Krach und 20 kmh kamen wir doch noch Nachts in Hossegor an.

Uns war klar, dass wir mit diesem Getriebe keine 2 Kilometer mehr fahren konnten, geschweige denn, bis nach Portugal.

Eine Art Mechaniker, der mit uns das Getriebe ausgebaut hat war schnell gefunden und zu unserem Glück war eine der zwei Vertragswerkstädten in Frankreich, in Bordeaux, also gar nicht so weit weg. Also ist Julian mit einem Mietwagen und dem ausgebauten Getriebe, nach Bordeaux gefahren, in der Hoffnung, dass es dort repariert werden kann.

 

3 Tage später stellte sich heraus, dass die Werkstatt in Bordeaux für unser Getriebe keine Ersatzteile beziehen kann. Das war ein Problem!

Wir wussten zu dem Zeitpunkt zwar schon, dass es in Deutschland ein generalüberholtes Getriebe gibt, dieses kostet aber 6000€ und das würde unsere Reisekasse ganz schön plündern.

Wir überlegten hin und her. Entweder wir bleiben die nächsten 6 Monate in Hossegor und warten auf Ersatzteile, oder wir geben ein heiden Geld für ein neues Getriebe aus.

Wir entschieden uns dafür, dass Getriebe aus Deutschland zu nehmen und warten nun darauf, dass es hier ankommt und wir es einbauen können.

Wir sind nun schon seit über zwei Wochen in Hossegor,konnten die Zeit aber gut dafür nutzen um unsere Surfkünste etwas aufzufrischen und ein paar Sachen am Bus auszubessern.

Abfahrt…

Anfang November war es endlich soweit, die letzten Sachen wurden gepackt, die liebsten Menschen noch mal fest gedrückt und dann hieß es, auf in den Süden!

Wir fuhren über den Odenwald, in den nördlichen Schwarzwald und blieben drei Tage dort. Wir mussten erst mal runterkommen, den Stress der letzten Monate zurücklassen und für eine Weile einfach nur SEIN.

Wir unternahmen einige, längere Wanderungen, gingen Pilze sammeln und genossen den Herbst in seiner schönsten Pracht. Da uns der Wald gerade so gut tat, beschlossen wir noch einige Orte im südlichen Schwarzwald zu erkunden, bevor es weiter nach Frankreich geht.

Die Maßnahmen, aufgrund der Corona Pandemie, sind in Frankreich derzeit sehr streng, deshalb versuchen wir das Land so zügig wie möglich zu durchqueren.

Zuhause im Bus

Letztes Jahr um diese Zeit, hatten wir eine Liste nach der anderen auf unserem Küchentisch liegen. Immer wenn wir etwas erledigt, verkauft, verschenkt oder entsorgt haben, konnte etwas durchgestrichen werden. Heute gibt es zum Glück nur noch eine Liste mit Orten, die wir bereisen möchten.

Nach 14 Monaten harter Arbeit, mit einigen Nervenzusammenbrüchen und Freudentränen, sind wir im Mai endlich in den Bus eingezogen. Die Zeit der Baustelle war ziemlich hart, da Julian gleichzeitig sein Anerkennungsjahr zum Erzieher machte und somit immer nur am Wochenende oder abends am Bus arbeiten konnte. Ich konnte zwar einiges vorbereiten und organisieren, aber für viele Sachen brauchte es Julian’s „Know how“. Zu dieser Zeit war zwar noch lange nicht Alles fertig, aber wir wollten so schnell wie möglich umziehen, um wertvolles Geld zu sparen, welches wir für die Miete einer Wohnung ausgaben, in der wir uns eigentlich nur zum schlafen aufhielten. Mit dem Einzug in den Bus fühlten wir uns viel freier und selbstbestimmter. Es ist unser erstes Zuhause, dass nur uns gehört, und welches wir mit unseren eigenen Händen gebaut haben. Alle Systeme und Prozesse im Bus verstehen wir und können sie somit auch immer noch optimieren oder im Falle eines Schadens reparieren. Genau davon haben wir immer geträumt und mit unseren Freunden lange Gespräche am Feuer geführt.

Das wir jedoch so schnell den Entschluss fassen, unser altes Leben hinter uns zu lassen und unsere Träume zu erfüllen, damit hätte damals keiner gerechnet

– noch nicht mal wir.

Wasserversorgung

Eine frische und funktionierende Wasserversorgung ist wohl eine der essenziellsten Sachen, die ein Mensch benötigt.

Da wir regelmäßig fern ab von der Zivilisation und fließendem Wasser sein werden, haben wir zwei je 150 Liter Frischwasser-Tanks verbaut. Die beiden Tanks sind miteinander verbunden und werden direkt von außen befüllt. Mit diesen 300Litern kommen wir bei einem normalen Verbrauch 7-8 Tage aus.

Auf unseren früheren Reisen waren wir in einigen Ländern darauf angewiesen, Trinkwasser in Flaschen oder Kanistern zu kaufen, da das örtliche Leitungswasser keine Trinkwasser-Qualität hatte.

 

Wasserfilter

Um dieses Szenario zu vermeiden und autark bei Trinkwasserversorgung zu sein, haben wir uns dazu entschieden, einen Wasserfilter von der Marke Famous Water zu verbauen. Der Water-Jack fresh assembly 4h besteht aus zwei Keramik- und zwei Aktivkohlefiltern.

Die Keramikfilter wirken ähnlich wie ein Sieb. Bestandteile die zu groß sind, bleiben darin hängen und alles was klein genug ist, fließt durch.

Die Maschenweite unseres Keramikfilters hat 0,2 Mikron, damit können so ziemlich alle festen Bestandteile zurück gehalten werden, die uns krank machen. Stoffe die im Wasser gelöst sind, wie schlechter Geschmack oder Chlor, kann der Keramikfilter jedoch nicht zurück halten.

Für diese Stoffe ist der Aktivkohlefilter zuständig. Er bindet die gelösten Stoffe aus dem Wasser an sich und reduziert zusätzlich den Gehalt an Blei und Schwermetallen.

Mit diesem Wasserfilter könnten wir aus dem nächsten Tümpel tanken und Trinkwasser generieren.“

Um das Wasser durch das engmaschige Material des Keramikfilters zu befördern, wird genug Druck benötigt. Eine normale Pumpe mit ca. 2 Bar ist dafür nicht stark genug, deshalb haben wir uns für eine stärkere Pumpe mit 4,8 Bar der Marke Japsco entschieden. Da die meisten Geräte jedoch nicht mit einem, so starken Druck kompatibel sind , braucht man noch einen Druckminderer. Dieser mindert in unserem Fall den Druck auf 2,5 Bar, sodass unser Warmwasserboiler schonend betrieben werden kann.

 

Warmwasserversorgung

Für warmes Wasser haben wir einen 20 Liter Boiler der Marke Elgena. Dieser wird entweder durch 230 V über unsere Solaranlage betrieben oder mit einem integrierten Wärmetauscher. Der Wärmetauscher ist durch eine Kupferspirale mit unserem Holzofen verbunden, sodass wir im Winter unser Duschwasser auch mit Hilfe des Holzofens erhitzen können.

Die gesamte Wasserinstallation ist unter unser Bett gebaut, um den Platz bestmöglichst zu nutzen.

 

Möbelbau

 

Bei allen Wohnmobil-Ausbauten die wir bisher gemacht haben, war uns immer wichtig, dass sie praktisch sind, hübsch aussehen und mit möglichst nachhaltigen Materialien gebaut werden.

Dementsprechend  versuchen wir so wenig wie möglich neu zu kaufen und recyceln wo wir können. Da wir in dem Schulbus ca 15qm Wohnraum zu Verfügung haben, konnten wir für den Ausbau viele unserer Möbel verwenden. Wir mussten einiges umbauen, oder zweckentfremden. So wurde eine alte Kommode zu einem Waschtisch, ein Teil eines Kleiderschranks zu unserem Sofa und Puppenschränkchen dienen als Oberschränke in der Küche.

 

Wohnküche

Wenn man unseren Bus über die Veranda betritt, steht man direkt in einer gemütlichen Wohnküche, in der man kochen, spülen, auf dem Sofa abhängen, essen, vor dem Kamin sitzen, arbeiten und noch eine Menge anderer Sachen machen kann.

Gekocht wird bei uns auf einem englischen Emaille Gasherd aus den 60er Jahren, dieser ist das Highlight der Küche und leistet trotz seines hohen Alters treue Dienste.

 

 

Eigentlich ist unser Spülbecken für ein „Standard-Wohnmobil“ zu groß und viel zu schwer. Aber da wir uns noch nie wirklich an Standards gehalten haben, konnten wir auch mit guten Gewissen eine 20 Kilo schwere Keramik Spüle mit zwei Becken einbauen. Diese ist unheimlich praktisch, um dreckiges Geschirr zu sammeln und zum Wäschewaschen eignet sie sich auch.

 

Beim Thema Kühlschrank sind wir der Marke „Engel“ treu geblieben. Wir haben die Kühlschränke und Boxen vor fünf Jahren in Australien kennengelernt und sind seitdem von ihrer Leistung und Qualität überzeugt. In unserem VW Bus hatten wir die Engel MT-45-FS Kompressor Kühlbox verbaut.

Der Vorteil einer Kühlbox ist der geringe Stromverbrauch, weil die Kälte beim Öffnen nicht „rausfällt“. Mich hat es aber immer gestört, die Sachen die man brauchte, von ganz unten herausfischen zu müssen.

Deshalb haben wir uns diesmal für einen Kühlschrank mit 80l Fassungsvermögen und Gefrierfach entschieden.

 

 

Badezimmer

In unserem Badezimmer mit ganzen 1,2 qm, haben wir eine Trenntoilette und eine Dusche eingebaut. Wir haben uns aufgrund des Gewichts gegen Fliesen in der Duschkabine entschieden, stattdessen haben wir die Wände in Betonoptik verputzt und mit 3 Schichten Bootslack versiegelt.

-Mal sehen, wie lange es hält.

Damit die Feuchtigkeit besser abziehen kann haben wir zusätzlich ein Dachfenster eingebaut.

 

Schlafzimmer

Uns war es sehr wichtig ein festes Bett zu haben, sodass man sich, ohne etwas aufzubauen, auszuziehen oder umzuklappen einfach hinlegen kann, wann immer man möchte.

Als Auflage des Bettes dient eine alte Werkstatt Kommode, die gleichzeitig unser Kleiderschrank ist  und ein mit der Wand verschraubter Balken. Das Lattenrost lässt sich samt Matratze hoch klappen, um in seltenen Fällen an die Wasserinstallation zu kommen. Unter dem Bett befinden sich nämlich zwei 150 Liter Wasserkanister, ein Warmwasserboiler, eine Druckpumpe, ein Druckausgleichbehälter, ein 4- Kartuschen Wasserfilter und zwei Akkus für die Solaranlage.

 

Trenntoilette

Eine Trenntoilette ist eine sehr umweltfreundliche Variante, seine Geschäfte zu erledigen, da weder Chemie noch Wasser gebraucht wird. Bei einer Trenntoilette wird, wie der Name schon sagt, Flüssiges vom Festen getrennt.

Durch einen speziellen Trenneinsatz wird das Pipi durch den vorderen Teil in einen Kanister geleitet. Alles Feste fällt im hinteren Teil in einen Behälter, in den man nach jedem Stuhlgang eine Hand voll Holzspäne oder Erde streut. Dies entzieht den Feststoffen die Feuchtigkeit und verhindert so üble Gerüche. Um geruchsmäßig auf Nummer sicher zu gehen, haben wir zusätzlich einen Luftschacht gelegt, um Gerüche nach draußen zu leiten.

Wir haben unsere Trenntoilette mit einem Trenneinsatz, der Firma Kildwick  gebaut. Er ist so konzipiert, dass er für Männer und Frauen gleichermaßen gut und sauber funktioniert. Durch die Fertigung aus hochwertigem, robustem und zugleich recyclebarem Polystyrol hat der Kildwick Urinabscheider extrem glatte Oberflächen, auf denen Keime und Bakterien keinen Nährboden finden. Dies erleichtert vor allem die Reinigung.

Warm durch den Winter

Da wir ganzjährig im Bus leben werden und in unterschiedliche Klimazonen reisen, ist ein ausgeklügeltes Heizsystem eine gute Voraussetzung.

Wir haben uns für eine Kombination aus einem kleinen Speicherofen (Gusseisen) mit Frischluftzufuhr und einer Fußbodenheizung mit 2 Heizkreisen entschieden.

Eine Standheizung wäre natürlich die einfachere Variante gewesen, aber wir wollen eine Heizung, die wir mit nachwachsenden Rohstoffen, in diesem Fall Holz betreiben können und nicht mit Gas oder Benzin/Diesel. Bei der Fußbodenheizung hatten wir einen klaren Mehraufwand bei der Installation. Wir mussten Fugen in die Bodendämmung fräsen, die Leitungen möglichst eng in die Fugen legen, einen Heizkreisverteiler installieren, einen 60 Liter Boiler als Wärmespeicher anbringen, und und und…

So kamen wir  nicht nur zu einem Mehraufwand, sondern auch zu einem deutlichen Mehrgewicht. So hat halt jeder seine Prioritäten.

Neben dem nachhaltigkeits Faktor, hat dieses Heizsystem den weiteren Vorteil, das es auch unser Dusch/Brauchwasser erhitzen kann. Durch die Kupferspirale, die sich um das Ofenrohr windet fließt das Wasser aus dem Boiler und wird somit erwärmt. Dadurch, dass der Boiler höher platziert ist, als der Ofen fließt das Wasser ganz ohne Pumpe. Nur durch die natürlich Konvektion steigt das erhitzte Wasser,  aufgrund seiner geringeren Dichte im Boiler nach oben, während gleichzeitig das kältere Wasser aus dem Boiler in einer anderen Leitung abwärts zum Ofenrohr sinkt.

 

 

Das erhitzte Wasser wird mit Hilfe einer Pumpe aus dem Boiler durch die Leitungen der Fußbodenheizung befördert und verteilt somit über den Boden, die Wärme im gesamten Bus. Nachdem es den Boden durchlaufen hat, kommt das erkaltete Wasser wieder im Boiler an und fließt aufgrund seiner größeren Dichte direkt zum Ofenrohr, um dort erhitzt zu werden.

Es besteht ebenfalls die Möglichkeit unser Dusch-/Brauchwasser zu erhitzen. Dafür wird das warme Wasser aus dem Boiler durch den Wärmetauscher in unseren Elektroboiler gepumpt und erwärmt dort die 20l Wasser.

 

Unser Fazit ist: Der Aufwand einen Holzofen und eine Fußbodenheizung in einen Bus einzubauen ist natürlich enorm, aber für unsere Bedürfnisse ist dieses Heizsystem ideal. Und mal ehrlich, was gibt es schöneres, als abends am Kaminofen zu sitzen und in das knisternde Feuer zu schauen?

 

Stromversorgung

Einer der ersten und relevantesten Schritte bei der Planung der PV-Anlage war es, ein Jahresprofil von unserem vermeintlichen Stromverbrauch zu erstellen. Dafür haben wir die Nennleistung (Watt) und die jeweilige Einschaltdauer unserer Verbraucher im Tagesverlauf, mit Rücksicht auf die verschiedenen Jahreszeiten notiert. Wenn man dann die Anzahl der Verbraucher mit Leistung und Betriebszeit multipliziert, erhält man den Energieverbrauch in Wattstunden.

Zum Beispiel: 4 Energiesparlampen verbrauchen je 10 Watt und sind täglich 5 Stunden in Betrieb.

4x10x5= 200 Wattstunden

Nachdem wir unseren ungefähren Strombedarf ermittelt haben, mussten wir für die richtige Wahl der Batterien und des Wechselrichters noch die maximal Belastung herausfinden. Wie viel Watt verbrauchen wir, wenn fast alle Geräte gleichzeitig eingeschaltet sind?

Dadurch, dass wir im Winter unser Wasser mit dem wassergeführten Holzofen erhitzen und nur im Sommer, wenn genug Strom zur Verfügung steht, den elektrischen Heizstab im Boiler einschalten, ist unser Stromverbrauch relativ gering. Auch die maximale Belastung wird nicht allzu hoch sein, da wir hauptsächlich Akkugeräte haben.

Dennoch wird unser Bus selten die Bekanntschaft mit einem Landstrom-Anschluss machen, da unsere Ziele eher abgelegene Orte fern von Campingplätzen sind. Dementsprechend muss unsere Stromversorgung in jeder Lebenslage komplett autark funktionieren.

Der Winter, oder  schlechtes Wetter, bei dem die Sonne sich für einige Tage verweigert, ist nicht wirklich zu vermeiden. Um für diesen Fall gewappnet zu sein, müssen wir die nötige Energie speichern. Dafür  haben wir zwei Victron Energy 12V 220Ah Deep CycleGel Batterien verbaut. Diese Batterien sind langlebig, leistungsstark und gasen nicht aus. Ein Lithium Akku wäre natürlich leichter gewesen und man hätte ihn tiefer entladen können, aber die leichte Entflammbarkeit, der zerstörerische Abbau und die fehlenden Recyclingmethoden, haben uns abgeschreckt.

Auf unserem Dach befinden sich 6 Solarmodule mit je 240 Watt. Diese sind  in zwei Strings aufgeteilt, um auch bei einer Teilverschattung des Daches noch Energie zu gewinnen. Die gewonnene Energie wird von 2 Solarladereglern gemanagt und in die Batterien eingespeist.

Die zwei 12 Volt Batterien sind in Serie geschaltet, sodass ein Bordnetz von 24 Volt entsteht. Mit einer Spannung von 24 Volt ergibt sich ein dünnerer Kabelquerschnitt im DC Bereich, als bei einem 12 Volt Netz, was wiederum Platz und Geld einspart.

Da wir in unserem Bus aber eine Elektrik wie im Haus haben wollen, um in der Lage zu sein, normale Lampen, Steckdosen und andere Geräte zu verwenden, brauchen wir einen Wechselrichter, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt (bzw. die Spannung von 24 auf 220 Volt transformiert).

Nun muss die Elektroinstallation noch entsprechend abgesichert werden. Falls es mal zu einem Kurzschluss kommt, brennt lediglich die Sicherung durch und nicht das Kabel.

Bei einem 220 Volt Netz ist ebenfalls ein Personenschutz erforderlich. Der FI-Schalter hat die Aufgabe, einen elektrischen Verbraucher innerhalb von 0,2 s  auszuschalten, falls dieser einen Fehler vorweist und eine für Personen gefährliche Berührungsspannung entsteht.

Eine professionelle Elektroinstallation und die damit verbundene Absicherung, ist uns sehr wichtig, da es im Zweifelsfall um unser Leben gehen kann. Deswegen haben wir dieses Projekt Stück für Stück mit einem Fachmann der Firma „Green Akku“ besprochen und es vor dem Gebrauch von einem Elektriker abnehmen lassen.

Die Fußbodenheizung

Mittlerweile war es Januar und die Dämmung hatten wir endlich erledigt!

Doch bevor wir die Wände verkleiden und den Fußboden verlegen konnten, mussten wir noch so einige Leitungen verlegen…

Zu allererst haben wir uns die Leitungen für die Fußbodenheizung vorgenommen (klingt dekadent aber letztendlich ist es ein verhältnismäßig günstig und ziemlich nachhaltiges Heizsystem). Um das Alu-Verbund Rohr stabil und effektiv im Boden zu verlegen, haben wir mit der Oberfräse die Spur, in der das Rohr liegen soll in das Styrodur gefräst. Nun wurde das Rohr so in die Spur gezwängt, dass es ungefähr einen Millimeter herausragte, damit es nachher den Dielenboden direkt berührt, um eine maximale Fußwärme zu erreichen.

Mit dem restlichen Alu-Verbund Rohr haben wir die Wasserleitungen in Dusche und Küche verlegt.

Der nächste Schritt war es sämtliche Stromleitungen zu verlegen. Ein Thema welches mir nicht besonders liegt, aber zum Glück hat Julian genügend Erfahrung und Kenntnisse und behielt trotz all den Kabeln immer den Überblick. Wir verlegten 2,5 Quadrat, feinadrige Leitung für 13 Steckdosen und 3 Lichtschalter quer durch den Bus.

Wir haben die Kabel in Schutzrohre gelegt, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen.Um sie  unempfindlich gegen Vibrationen zu machen, haben wir sie zusätzlich  in regelmäßigen Abständen, mit Klemmen befestigt.

Die Dämmung

Wir haben mehrere Wochen damit verbracht, den Bus vernünftig abzudichten. Es tropfte an so vielen Stellen rein, dass wir garnicht herausfinden konnten, wo genau das Wasser herkommt, deshalb haben wir uns dazu entschieden, jede einzelne Fuge und Niete mit Karosseriekleber abzudichten.

Nach einem bestandenen Test mit dem Kärcher, ging es nun darum den Innenraum langfristig vor Rost zu schützen. Mit Ovatrol, Pellox und speziellen Rostschutzlacken haben wir den gesamten Innenraum bearbeitet, um bestehenden Rost zu entfernen und die Karosserie auch in Zukunft beständig gegen Rost zu machen.

 

Mittlerweile war es schon November und fing nachts an zu frieren, sodass auch im Bus Eiszapfen von der Decke hingen. Wenn man morgens den Ofen anmachte, um eine einigermassen angenehme Temperatur zum Arbeiten zu haben, taute natürlich das Eis und der gesamte Bus war klitschnass. So konnte es auf keinen Fall weitergehen! Wir mußten dämmen…

Bekanntlich ist es so, dass, wenn kalte Luft auf warme Luft trifft, eine Kondensation entsteht, die wir natürlich auf keinen Fall wollen, da sonst unser Bus zu einer Tropfsteinhöhle wird. Also müssen wir mit Hilfe der Dämmung den Taupunkt nach außen verlagern. Klingt erstmal ganz einfach…

Ich hätte sehr gerne mit natürlichen Materialien wie Holz- oder Schafwolle gedämmt, aber diese eignen sich für Stahlwände leider nicht besonders gut, weil sie Wasser aufnehmen und somit die Karosse rostet und unser Holzausbau modert. Dementsprechend mussten wir leider Dämmung aus Kunsttoff verwenden. Glücklicherweise haben wir die Dämmmatten aus Polyethylenschaumstoff, auch bekannt als Trocellen, als Abfallprodukt einer Firma kaufen können. Dabei handelte es sich um Matten, die schmutzig und teilweise beschädigt waren. Das war uns aber völlig egal. Die nächsten drei Wochen haben wir damit verbracht das Trocellen mit Pattex Kraftkleber (stinkendes Teufelszeug) an den Wänden und der Decke anzubringen.

Wir haben insgesamt drei Lagen gedämmt, was ungefähr 4 cm entspricht. Nach den Wänden kam der Boden! Den Boden wollten wir mit Styrodur dämmen und haben lange nach gebrauchtem Styrodur gesucht, aber nie genug gefunden. Bis uns aufgefallen ist, dass das Kühlhaus auf unserem Grundstück, welches sowieso abgerissen werden soll, mit 8cm Styrodurplatten gedämmt ist. Diese haben wir direkt weiterverwendet und unseren Boden gedämmt…

 

Das Dach muss höher!

Schon bevor wir den Schulbus gekauft haben, wussten wir, dass wir keine andere Möglichkeit hatten, als das Dach zu erhöhen. Julian konnte bei einer Höhe von 185 cm im Innenraum nicht aufrecht stehen und das ist wohl mit das Wichtigste für ein angenehmes Leben im Bus. Ich hatte es etwas schwerer mich mit dem Gedanken anzufreunden, den Bus rundherum aufzuschneiden, das Dach mit Wagenhebern und Baustützen 30 cm anzuheben, um dann die gekappten Träger wieder zusammen zu schweißen und die nun freien Stellen mit Blechen zu verkleiden. Auch wenn uns viele von unserem Vorhaben abgeraten haben, ließen wir uns nicht davon beeinflussen. Die meiste Zeit steckten wir in die Vorbereitung, gerade weil wir zum ersten Mal ein Dach erhöhten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten vorzugehen, aber welche ist für uns die Beste? Sollten wir unter, oder über den Fenstern schneiden, Schweißgerät leihen oder kaufen verzinkten Stahl verwenden oder lackieren, brauchen wir zusätzlich Baustützen, welches Profil sollen die neuen Träger haben und so weiter…. Uns qualmten wirklich die Köpfe und unsere Zeit wurde immer knapper. Es wurde Zeit sich für eine Variante zu entscheiden und diese ist in dem folgenden Video erklärt….


Obwohl es an dem Tag relativ windig war  ist alles reibungslos abgelaufen. Wir haben es zu fünft in einer Stunde geschafft das Dach sicher und gerade 30 cm zu erhöhen und die Hauptträger wieder zu verschweißen. 
Die nächsten Wochen bestanden darin, die nun freien Stellen wieder mit Blechen zu verkleiden. Wir haben uns dazu entschieden die Bleche mit einer Luftdruck Nietzange zu nieten und zusätzlich mit Karosseriekleber abzudichten und zu fixieren. 
Nach vier  Wochen harter Arbeit haben wir es geschafft und die Karosserie nach unseren Vorstellungen verändert.


Alles muss raus!

Da wir nicht die nächsten Jahre 40 Kinder von A nach B kutschieren wollten, war der erste Schritt den Bus komplett zu entkernen.

2 Tage und ca 50 Flexscheiben später, waren alle Sitzbänke draußen. Dadurch entstand gleich ein völlig neues Raumgefühl, wir hatten nun 20 Quadratmeter zur freien Verfügung und fingen natürlich sofort an zu überlegen wie wir den Bus am besten ausbauen….

Die Sitzbänke waren aber erst der Anfang…

Der Fußboden war mit Kautschukmatten beklebt, welche man mit dem Spachtel in mühsamer Arbeit, Fitzel für Fitzel abschaben musste. Als Belohnung bekamen wir immer mehr vom rostigen Boden zu sehen.

Die im wahrsten Sinne des Wortes schwerste Arbeit, war jedoch die Innenverkleidung raus zu reißen, da diese aus einer Tonne Stahl bestand. Puuuuhh, wir wussten wohl, dass die Amerikaner in Sachen Autos auf eine massive Bauweise wert legen, aber dass es so schwer wird hätten wir  nicht gedacht. Nach einigen Fahrten zum Schrottplatz war alles entsorgt und der Tonnen schwere Stahl brachte uns sogar etwas Geld ein.

Nun war der Bus komplett leer und man konnte jegliche Rost- und Schwachstellen sehen. Ein Träger war angerostet, der Boden hat einiges abbekommen und hier und da etwas Rost, aber ehrlich gesagt, hatten wir es schlimmer erwartet.

 

 

Warum haben wir uns für einen amerikanischen Schulbus entschieden?

 

Ehrlich gesagt haben wir uns nicht unbedingt für einen 30 Jahre alten Schulbus entschieden, es hat sich einfach so ergeben. Uns war von Anfang an klar, dass wir ein etwas größeres Fahrzeug haben möchten, als unseren bisherigen VW-T3 Bus. Es kamen verschiedene Modelle in Frage, wobei ein amerikanischer Schulbus schon immer unser Traum gewesen ist. Leider konnten wir uns die Steuern, sowie Kosten für die Verschiffung nicht leisten, deshalb haben wir gar nicht weiter darüber nachgedacht. Doch wie es so oft ist, liegt die Lösung näher als man glaubt. Seit circa 20 Jahren wurde der Schulbus unserer Träume für Vermietungen und Werbezwecke einer Beachsport-Halle, in unserer Gegend genutzt. Wir hatten den Bus schon länger im Auge, aber nicht wirklich damit gerechnet, dass sie ihn verkaufen wollen, aber ein Versuch war es wert. Nach ein paar netten Gesprächen mit dem Besitzer und einiger Bedenkzeit seinerseits, war er wirklich bereit zu verkaufen und somit unser Projekt zu unterstützen. Wir konnten es kaum glauben, wir haben tatsächlich, das Fahrzeug bekommen, von dem wir immer geträumt haben und das auch noch zu einem Preis, den wir uns leisten konnten.

Der Bus war zwar nicht gerade in einem guten Zustand: Der TÜV war seit drei Jahren abgelaufen, es gab einige undichte Stellen und dementsprechend viel Rost, die rechte Seite war samt Fenster mit Graffiti’s besprüht und was mit dem Motor nicht stimmt, wollten wir gar nicht wissen. 30 Jahre haben eben ihre Spuren hinterlassen….

Doch das war uns völlig egal, wir waren voller Tatendrang und legten gleich los.