Kategorie: Reise

Totnes : Proud to be different

Der letzte Stop unserer Reise durch England, war Totnes.

Totnes ist eine Stadt von gut 8000 EinwohnerInnen in der südwestenglischen Grafschaft Devon.

Heute ist Totnes vor allem bekannt als wunderschön gelegene Stadt, am Rande eines Naturparks, und dem Dart River. Außerdem hat diese eher eigensinnige kleine Stadt eine große alternativen Szene, voller Künstler, Freigeistern und Menschen die sich für die Umwelt und ein ganzheitliches Leben engagieren. Seit 2006 ist Totnes Ursprung und Zentrum der internationalen Transition-Bewegung.

Totnes war das erste Transition Town – und hier wird die damit verbundene Vision wohl auch heute noch am deutlichsten sichtbar. Gerade deshalb gilt es mittlerweile auch als touristisch bedeutsame Pilgerstätte, in der Transition-Führungen und -Workshops angeboten werden, aber auch als Ort, wo zentrale Institutionen der Bewegung ihren Sitz haben. Hier werden laufend neue Ideen und Ziele der Bewegung diskutiert und ausprobiert.

 

Wir durften einige Menschen, die in Totnes leben näher kennen lernen und mussten immer wieder feststellen, wie erfrischend und motivierend es ist, mit ihnen zu sprechen und Zeit zu verbringen. Einfach weil sie den Mut und die Kreativität haben Dinge sichtbar anders (aus unseren Augen besser) zu machen als üblich.

Sie organisieren Workshops zum Hausbau aus Lehm und Strohballen. Sie drucken „Totnes Pounds“ als lokale Währung. Sie bereichern den öffentlichen Nahverkehr mit Lastenrädern und Rikschas mit Elektromotoren. Sie pflanzen in jeder Grünfläche der Stadt Obst und Gemüse an, reparieren ehrenamtlich Fahrräder und noch vieles mehr. Und was das Schönste an all dem ist: Sie sind „Proud to be different“

Wir werden hier nicht wie bei den anderen Orten die wir besucht haben, nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, Projekte und Restaurants empfehlen. Weil sie in Totnes existieren, so weit das Auge reicht. Die Vielzahl der Projekte und Menschen die sich engagieren haben das Ergebnis, ein besseres Umfeld mit weniger Stress, weniger Eile, besserer Nahrung, besserer Gesundheit, mehr Gemeinschaft und mehr Gleichheit zu schaffen.

Wir hoffen wirklich sehr, dass es bald noch viel mehr Städte wie Totnes geben wird!

Mount Pleasant Eco Park

 

 

Nach über einer Woche, die wir in Stroud, (Englands wohl bekanntesten Ort für alternative Heilmethoden) verbracht haben, um neue Kräfte zu sammeln, trieb es uns wieder zurück ans Meer. Wir erkundeten einige Wochen die wunderschöne Küste von Nord-Devon und Cornwall. Da wir zusätzlich zum sonnigen Wetter auch noch richtig Glück mit den Wellen hatten, waren wir eigentlich jeden Tag surfen. Wiedererwartend stellte sich die Westküste England’s für uns als Surferparadies heraus. Das Wasser ist kristallklar, das Line-Up selten überfüllt und ich hatte die bisher besten Longboard Wellen meines Lebens.

 

 

Mit dem immer stärker werdenden Wind und die damit verbundenen, schlechten Bedingungen trieb es auch uns weiter zu unserem nächsten Projekt, dem Mount Pleasent Eco Park. Bevor wir dieses Projekt genauer vorstellen, wollen wir euch erstmal die Geschichte von Tim Stirrup, dem Gründer des Eco Parks erzählen.

 

 

Tim’s Weg in ein freies, selbstbestimmtes und respektvolles Leben fing nämlich ganz ähnlich an wie unseres. Vor gut 30 Jahren reiste er mit seiner Freundin in einem selbst umgebauten, alten amerikanischen Schulbus durch Europa, entdeckte neue, spannende Orte und machte Musik. Um sich auf Festivals etwas dazuzuverdienen, baute er den Bus so um, dass er autark (durch Solarenergie) als mobile „DJ Bühne“ zu nutzen war. Auch später mit zwei Kindern reisten sie weiter durchs Land. Doch als die Kinder allmählich größer wurden und ihren privaten Bereich brauchten, ließ sich die Familie in Cornwall nieder. Dort baute Tim für seine beiden Kinder die erste Cabin. Für den Bau nutzte er nur regionale und ökologische Materialien, was schon bald die Aufmerksamkeit vieler Leute erweckte. Tim wurde immer häufiger von Menschen angesprochen, die das gleiche oder ein ähnliches Gebäude auf ihrem Grundstück haben wollten. Mit der Zeit wurden die Anfragen immer mehr, die Aufträge immer größer und der Platz auf seinem Grundstück reichte schon lange nicht mehr aus.

 

Tim’s alter Bus steht heute immer noch auf dem Grundstück des Eco Parks.

 

Nach der Gründung von dem Umweltbauunternehmen Pioneer EBC, begab sich Tim auf die Suche nach einem geeignetem Grundstück und entdeckte an Cornwalls wunderschöner Nordküste, den Mount Pleasant und die 42 Hektar große Kartoffelfarm, welche zum Verkauf stand. Dieses Grundstück umfasst den gesamten Hügel, von dem aus man sogar das Meer sehen kann. Tim wusste vom ersten Tag an, dass dieses Grundstück perfekt für seine Projekte und Visionen war, doch bis zu dessen Verwirklichung brauchte es jede Menge Arbeit.

Als sie 2001 die Farm übernahmen, war sie sehr baufällig; Die Gebäude waren größtenteils eingestürzt, und das Land war durch 37 Jahre intensive Monokultur erschöpft. Tim’s Ziel war es, dem Land wieder Leben einzuhauchen und eine Gemeinschaft von Menschen zu bilden, die sich positiv auf das Gebiet auswirken, indem sie einen inspirierenden Arbeitsbereich für lokale und nachhaltig schaffende Unternehmen bieten. Die Renaturalisierung des gesamten Geländes war der erste Schritt, zusammen mit der Anpflanzung von tausenden von einheimischen Bäumen und die Bepflanzung von Wiesen mit Wildblumen. Diese bepflanzten Flächen werden zusammen mit dem als SSSI eingetragenen Tal, das an Mount Pleasant angrenzt, einen reichhaltigen Lebensraum für die örtliche Tierwelt bieten, darunter Mäusebussarde, Füchse und sogar gelegentlich Rehe.

In den letzten 20 Jahren haben immer mehr Menschen den Weg zum Mount Pleasant Eco Park gefunden und verwirklichen dort ihre Träume und Visionen und bereichern gleichzeitig die Gemeinschaft und den Ort mit ihrer Arbeit. Mittlerweile gibt es auf dem Gelände diverse Unternehmen, Werkstätten und Ateliers, die in den mit lokalen und ökologischen Materialien gebauten Gebäuden untergebracht sind. Das gemeinschaftlich gebaute Lehmhaus ist eine der größten tragenden Stampflehmkonstruktionen im Vereinigten Königreich. Doch nicht nur die Bauten sind nachhaltig.

 

 

Die Anstrengungen, die unternommen wurden, um den Park so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, sind ziemlich beeindruckend. Das Team will den CO2-Fußabdruck des Parks so gering wie möglich halten.

Der Strom wird von einer auf dem Gelände befindlichen Windturbine erzeugt. Sie produziert 30 % des Stroms, weitere 20 % werden von 4 kW-Photovoltaikanlagen erzeugt.

2018 investierte das Team in sein erstes Eco Park-Elektroauto und im selben Jahr beschlossen sie auch, sich von der Wasserversorgung abzuwenden und ein Bohrloch zu graben, das täglich 10 000 Liter Wasser liefern kann.

Geheizt wird in den Geschäftsräumen mit einem Biomassekessel. Tim´s Firma Pioneer EBC, ist auf dem Gelände ansässig und spendet sein gesamtes Abfallholz, um alle im Winter warm zu halten.

 

 

Angrenzend an die Werkstätten gibt es einen großen Gemeinschaftsgarten, der ökologische Anbauflächen für die örtliche Bevölkerung bietet. Die Wilder Allotment Kitchen, ein veganes Café, das sich auf lokale, gesunde Lebensmittel spezialisiert hat, läd zum verweilen ein und versorgt alle freiwilligen Helfer mit gutem Essen. Durch all diese Projekte hat sich der Park zu einer flexiblen, einfallsreichen Gemeinschaftseinrichtung entwickelt. Doch die Vorzüge und Freuden dieser Gemeinschaft sollen Interessierten keines falls vorenthalten werden. Deshalb gibt es immer wieder Veranstaltungen wie Märkte, Konzerte und Festivals zu denen jeder eingeladen ist. Außerdem gibt es einen Öko-Camping-Platz , auf dem man im Zelt oder Van übernachten kann. Für mehr Comfort gibt es diverse ökologische Übernachtungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Cabins, Schäferhütten und Öko-Pods, die von Pioneer EBC gebaut wurden.

Der Platz ist auf einem riesigen Feld gelegen, umgeben von Natur, mit Ausblick auf’s Meer und mit einem Fußweg zum Strand. Perfekt um dem Alltag zu entfliehen und in die freie Natur einzutauchen.

 

 

 

Das jüngste Projekt auf dem Mount Pleasant ist „Community Roots“,

ein Team von Freiwilligen, die einen Hektar kahles Land in eine schöne, produktive, naturfreundliche Gärtnerei verwandelt haben, die köstliche Lebensmittel für die lokale Gemeinschaft produziert.

Der Gemüsegarten wird mit dem Leitfaden der solidarischen Landwirtschaft bewirtschaftet. Bei Solidarischer Landwirtschaft werden die Lebensmittel nicht mehr über Märkte oder Läden vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird.

Das Team von Community Roots versorgt wöchentlich 30 Haushalte mit frischem, ökologischem Gemüse und möchte von Jahr zu Jahr mehr Menschen versorgen oder aber motivieren ihr eigenes Gemüse anzubauen.

 

 

Wir haben die Zeit auf und um das Gelände des Mount Pleasant Eco Park´s sehr genossen. Wir sind inspiriert worden, mit offenen Armen empfangen worden und sind gespannt was das Team mit und um Tim Styrrup in der Zukunft noch alles erschaffen wird.

Für mehr Informationen und aktuelle Projekte, hier die Internetseite vom Eco Park

www.mpecopark.co.uk

 

Ps.: Wer nicht in Corwall lebt, oder nur auf der Durchreise ist, kann in dem wunderbaren Hofladen der Cusgarne Farm einkaufen. Die Bio-Farm ist nur 10 Min. vom Eco Park entfernt und bewirtschaftet 100 Hektar Land im Herzen von Cornwall und produziert jede Menge Gemüse, Obst, Milchprodukte und Wein.

 

Transition Stroud

 

Stroud ist eine Kleinstadt im südwestenglischen Gloucestershire. Die Landschaft in dieser Region ist so englisch wie es nur geht. Grasbewachsene Hügel, alte Burgen, idyllische Seen und Wälder, deren Boden über und über Bärlauch und Bluebells bewachsen sind.

 

 

Zusätzlich zu der außerordentlichen, natürlichen Schönheit hat Stroud eine sehr ausgeprägte alternative und auch auch nachhaltige Szene. Es gibt eine Reihe an Garten und Permakulturprojekten, freie Schulen, sowie Rudolf-Steiner Schulen, Waldkindergärten, Anthroposophische Medizin und andere alternative Heilmethoden und Therapien.

 

 

 

Den meisten Bewohnern der englischen Kleinstadt liegt die Natur und die Zukunft ihrer Kinder sehr am Herzen, daraus entstehen immer wieder neue Initiativen und Projekte, auch im Rahmen der Transition Town Bewegung.

Stroud ist seit 2007 ein Transition Town.

Die Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) versucht, ein Netzwerk für nachhaltige Veränderungen zu schaffen, um einen kohlenstoffarmen Lebensstil zu erreichen. Seit 2006 gestalten Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft.Hierzu gehören u.a. Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion von fossilen Energieträgern sowie zur Stärkung der Regional- und Lokalwirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, ähnlich effizient und resilient zu funktionieren wie natürliche Ökosysteme. Initiiert wurde die Bewegung u.a. von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins und Studenten des Kinsale Further Education College in Kinsale, Irland.

Inzwischen gibt es weltweit über 1000 Transition-Initiativen.

Transition Stroud arbeitet mit Hilfe von Aktionsgruppen, die sich auf Bereiche wie Verkehr, Lebensmittel, Wiederverwendung und Reparatur sowie die Reduzierung von Kohlenstoff konzentrieren.

Vor dem Hintergrund des klimatischen und ökologischen Notstands basiert die Transition Stroud-Strategie auf der Vision, dass der Bezirk Stroud bis 2030 kohlenstoffneutral und die lokalen Gemeinden widerstandsfähig sein werden.

Dies ist mit großen Herausforderungen verbunden, könnte aber auch viele Vorteile mit sich bringen: eine sicherere Zukunft, sauberere Luft, komfortablere Gebäude und Wohnungen, eine bessere Versorgung mit lokalen Lebensmitteln, eine natürliche Umwelt und damit einhergehende Widerstandsfähigkeit gegen Unwetter.

Um dies zu erreichen, wurden in Stroud und Umgebung 11 verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, darunter das Repair Café, die Plastic Action Group, Edible Stroud, Workshops zum Klimawandel und Filmabende.

 

 

 

Jeden Samstag von 09:00 bis 14:00 Uhr bilden der Cornhill Market Place und seine sich kreuzenden Straßen die Kulisse für einen der besten Bauernmärkte Großbritanniens. Hier wird wirklich jeder fündig. Es gibt regionalen Käse, Eier, Obst Gemüse und Wein, hochwertiges Kunsthandwerk, veganes und vegetarisches Essen sowie handgemachte Seifen und Kerzen.

Wer es nicht zum Farmers Market schafft, kann im Four Seasons in der 5 Threadneedle St, frisches biologisches Gemüse kaufen.

 

 

Außerdem gibt es in der 33 High St, einen Uverpacktladen mit dem Namen „Loose“. Dort gibt es neben unverpackten Lebensmitteln, biologische Seifen, Haushaltswaren, handgetöpferte Keramik und Kosmetikartikel.

Für ein leckeres, gesundes Frühstück oder Mittagessen können wir Woodruffs empfehlen. Das gemütliche Cafe in der 24 High St. bietet eine Reihe vegane und vegetarische Gerichte sowie Kuchen an, alles biologisch und hausgemacht.

 

Brighton und Umgebung

 

 

Nachdem wir die Autofähre von Calais nach Dover genommen haben, machten wir uns ziemlich zügig auf den Weg nach Brighton.

Wir haben schon viel über die Künstlerstadt am Meer gehört und uns einige spannende Projekte, die wir besuchen wollen herausgesucht. Außerdem haben wir die besten veganen Restaurants getestet und Läden, sowie Märkte ausgecheckt, wo man bio, lokal und sogar unverpackt einkaufen kann.

Das erste Projekt, welches wir uns angeschaut haben ist Stanmer Organics. Stanmer Organics wurde 1997 als genossenschaftliches Konsortium gegründet. Und unterstützt seitdem Projekte, die Gesundheit, Wohlbefinden, Bildung und einen grüneren, nachhaltigeren Lebensstil fördern.

 

 

 

 

Derzeit gibt es 15 Projekte vor Ort, von denen mehr als die Hälfte auf Gartenbau ausgerichtet sind. Außerdem gibt es ein Ökotherapieprojekt, eine Waldschule, Projekte im Bereich Kunst und Handwerk und ein Earthship.

Das Earthship Brighton ist eines von nur zwei Earthships im Vereinigten Königreich. Die Ziele mit dem Bau dieses nachhaltigen Gemeinde-zentrums, waren einen Wertewandel in der Bauindustrie herbeizuführen und Einzelpersonen zu positivem Handeln zu inspirieren, um einen ökologischen Wandel herbeizuführen. Während des gesamten Projekts lag der Fokus auf der Aufklärung über den Klimawandel und auf der Unterstützung von Menschen bei der Änderung ihres Verhaltens, um mit einem geringeren ökologischen-Fußabdruck zu leben.

Der US-Amerikaner Michael Reynolds entwickelte das Gebäudekonzept „Earthship“ vor 40 Jahren, seitdem hilft er beim Bau solcher Gebäude auf der ganzen Welt, so auch bei dem Bau des Earthships in Brighton. Das preisgekrönte „grüne Gebäude“ wurde aus lokal verfügbaren, natürlichen, recycelten oder upgecycelten Baumaterialien wie zum Beispiel Autoreifen und Glasflaschen gebaut.

Das lehmverputzte Gebäude wird passiv durch Solarwärme geheizt, die alten Autoreifen sind in den Wänden verbaut. Aufgeschichtet und mit Lehm gefüllt dienen sie als wärme Speicher. Frischluft wird durch Rohre im Erdwall geleitet und dabei vorgewärmt. Dieses komplexe System ersetzt eine klassische Heizung.

Solar Anlagen und Windräder erzeugen den benötigten Strom, der in Batterien gespeichert. Die südliche Fassade des Earthships ist vollständig verglast und dient so als Gewächshaus. Die dort angebauten Pflanzen werden mit gefiltertem „Abwasser“ bewässert. Earthships sind durch diese geschlossenen Energie- und Versorgungskreisläufe, sehr nachhaltige und zukunftsweisende Bauwerke.

 

 

Earthship Brighton

 

 

Direkt neben dem Gelände von Stanmer Organics, befindet sich One Garden, ein Gartenprojekt des Stanmer Estate. Rund um die alten Herrenhäuser befinden sich Ziergärten, riesige Gewächshäuser und ummauerte Obstwiesen. Der Ort lädt nicht nur zum spazieren und entdecken ein, man kann im kleinen Farm Shop auch noch allerlei lokale und biologische Lebensmittel kaufen. Nach dem Einkauf sollte man unbedingt in mitten all der Pflanzen einen Tee und ein Stück der selbstgebackenen Kuchen genießen.

 

 

One Garden Brighton

 

Wer beim einkaufen gerne eine größere Auswahl hat und nicht allzu viel zahlen möchte wie im Shop von One Garden, sollte den Park Farm Shop in der Park St, in Falmer, Brighton ausprobieren, hier gibt es Alles was man braucht.

Park Farm Shop

 

Für diejenigen, die mit dem Van oder Zelt unterwegs sind und nach einem trubeligen Tag in Brighton gerne etwas Ruhe haben, empfehlen wir Chalky downs campsite. Eine große Campingwiese mit wunderschönem Ausblick, direkt neben der Farm, wo Sharon mit ihrer Familie lebt. Der Platz hat warme Duschen, Toiletten und Feuerstellen und kostet 15 Pfund Pro Person die Nacht. Von dort aus ist man mit dem Bus in 20 Minuten in Brightons Innenstadt.

Chalky Downs Campsite

 

Brighton hat unglaublich viele vegetarische und vegane Restaurants und Cafés, was uns natürlich sehr freute. Zwei wirklich sehr empfehlenswerte befinden sich in dem bekannten Viertel The Lanes. Zum einen das Terre a Terre, in der 71 East Street. Das Essen war wirklich unglaublich gut und definitiv das Geld wert!

Zum Frühstück oder Lunch ist das Neighbourhood in der 95 Gloucester Rd perfekt. Man kann entspannt draußen auf der Terrasse sitzen und das Getummel der Stadt beobachten.

 

 

Der Farmers Market in Brighton findet jeden Samstag von 9:30 bis 13:30, an der Ecke Florence Road und Southdown Avenue statt und begeistert mit zahlreichen kleinen Ständen von lokalen Produzenten. Wer zusätzlich noch gerne seine Vorräte in einem der vielen Unverpacktläden in Brighton auffüllen möchte, kann dies am besten bei The Source Bulk Foods in der 142 Western Road machen.

Wir haben etwas über eine Woche in Brighton und Umgebung verbracht und die Vielzahl der nachhaltigen Initiativen, Gärten und Projekte hat uns begeistert. Sehr viele Menschen in Brighton sind motiviert, nachhaltiger zu Leben und auch andere Menschen für einen ökologischeren Lebensstil zu inspirieren. Dies macht sich natürlich im Stadtbild durch all die tollen, veganen Cafés und lokalen, sowie biologischen Einkaufsmöglichkeiten bemerkbar.

England- Auf der Suche nach Lösungen

Wir gehen schon seit einigen Jahren die drängendsten Umweltprobleme unseres Planeten an und versuchen damit so gut es geht eine lebenswerte Zukunft für Alle zu gestalten. Immer wieder veranstalten wir Beach-clean-ups, setzen uns aktiv für Meeresschutz ein und sammeln Spendengelder. Leider bekommen wir häufig das Gefühl, dass zu wenig gegen den Klimawandel unternommen wird und das kann ganz schön frustrierend sein und wenn man frustriert ist, fällt es einem viel schwerer sich zu engagieren.

Deshalb haben wir uns dazu entschlossen die Probleme anders anzugehen.

Anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen oder ihnen die Schuld zu geben, wollen wir lieber nach Lösungen suchen.

Wir wollen uns auf die Reise machen, um diejenigen Menschen zu finden, die bereits erfolgreich nachhaltige Projekte initiiert haben und damit zu einer besseren Zukunft beitragen.

Zu erst soll unsere Reise nach Großbritannien gehen. Wir haben von vielen spannenden Initiativen gelesen, die ökologisch handeln, leben und wirtschaften. Genau diese wollen wir besuchen und auf unserem Blog und sozialen Medien über sie berichten.

Dadurch wollen wir noch mehr Menschen inspirieren, ermutigen und ebenfalls zum Handeln bewegen.

Denn jeder Einzelne von uns kann einen Unterschied machen und zusammen genommen kann eine ganze Bewegung daraus werden.

Unsere Vision ist es, ein Heer von Freiwilligen zusammen zu bringen, die zum Schutz der Umwelt beitragen. Die Mission ist, die Artenvielfalt zu verteidigen, die Zerstörung von Ökosystemen zu beenden, gemeinsam etwas Positives zu tun und dabei eine tolle Zeit zu haben.

Ein kurzer Rückblick

Wir wurden in den letzten Monaten immer wieder gefragt, wo wir sind, was wir machen und warum es keine aktuellen Blog-Beiträge gibt.

Das Jahr 2021 war ganz schön turbulent für uns. Schon zu Beginn hat uns die Nachricht, dass ein geliebtes Familienmitglied gestorben ist, den Boden unter den Füßen weggerissen. Wir haben uns nach einigem hin und her überlegen dazu entschlossen, die Reise zu pausieren und wieder zurück nach Deutschland zu fahren.

Dort verbrachten wir die Tage damit, die Beerdigung zu organisieren und uns um den Nachlass zu kümmern. Als wäre das nicht Alles schon schwer genug gewesen, wurden auch noch unsere Konten von Tag zu Tag leerer. Ans Reisen war erst mal nicht mehr zu denken.

Aber hey- in Deutschland stand der Sommer vor der Tür, für uns die ideale Zeit unsere Reisekasse wieder aufzufüllen.

Um auch anderen Abenteurern und Menschen die nach einer Alternative suchen, die Möglichkeit zu bieten, ihren Traum zu verwirklichen, haben wir vor ca. 2 Jahren das Projekt „Cankuna Campers“ ins Leben gerufen. Seitdem bauen wir (mal mehr und mal weniger regelmäßig) für, oder auch mit anderen Menschen Busse und Vans aus und können so unsere Erfahrungen weitergeben und die Ausbauten so nachhaltig wie möglich gestalten.

Immer wieder kamen Anfragen zu Solarumrüstungen und komplett Umbauten rein und wir waren schon nach kurzer Zeit für die nächsten 9 Monate ausgebucht.

Die Arbeit nahm gar kein Ende und unser Abreisedatum verschob sich immer weiter nach hinten.

Mittlerweile sind wir neben einem Auftrag, den wir gerade zu Ende bringen, dabei unsere nächste, große Reise zu planen. In etwa einer Woche soll es für uns erstmal nach England gehen. Durch Cornwall und Wales hangeln wir uns die Küste hoch, um dann nach Irland überzusetzen. Wir haben aufgehört uns genaue Ziele und Zeitrahmen zu setzten und reisen stattdessen einfach drauf los. Dennoch gibt es für uns den großen Traum mit unserem Bus nach Neuseeland und Australien zu reisen. Um diesen Traum war werden zu lassen, werden wir den Bus voraussichtlich Ende diesen Jahres nach Neuseeland verschiffen und so lange dort bleiben wie wir möchten.

Haifang: Vom Jäger zum Gejagten.

Bis vor kurzem dachte ich, dass grausame Geschäft mit den Haiflossen, spielt sich nur in Asien ab, doch auf unserer Reise wurden wir eines besseren belehrt. Als wir über den spanischen Fischmarkt in Pontevedra schlenderten, entdeckte ich an einer der vielen Theken Haifischfilet und war irritiert. Mir war nicht bewusst, dass es in Europe Menschen gibt, die freiwillig Haifleisch essen, da es doch bekanntlich mit Schwermetallen belastet und somit ungesund für den menschlichen Körper ist. Am meisten beschäftigte mich aber die Frage, wie es sein kann, dass auf einem spanischen Fischmarkt Haifischfilet zu einem enorm günstigen Preis angeboten wird, wo doch gleichzeitig der Bestand an Haien drastisch singt und viele Arten vor dem Aussterben bedroht sind. Also fing ich, noch am selben Tag an zu recherchieren und war erschüttert über das, was ich herausfand.

An der Atlantikküste Nordspaniens, in einer Stadt namens Vigo (nicht weit von dem Ort,an dem wir den Fischmarkt besuchten), befindet sich der Hauptumschlagsplatz für Haifang in Europa. Gefangen werden die Tiere, beispielsweise in ihren Rückzugs- und Leichgebieten um und vor den Azoren. Die Langleinenfischerei, mit der die Haie gefangen werden, ist eine der brutalsten Formen der Zerstörung unserer Meere. Die Leinen sind bis zu 300 Kilometer lang und pro 100 Kilometer mit 20 000 Haken versehen. Was gut vertuscht wird, aber eigentlich offensichtlich ist, ist das bei dieser Methode auch vorm aussterben bedrohte Arten, wie der weiße Hai, Hammerhaie und Schildkröten gefangen werden. Diese werden vorort Tod oder mit schweren Verletzungen wieder ins Meer geworfen.

Jährlich werden über 90 Millionen Haie getötet. Das sind über 190 Haie pro Minute. 30% davon unter spanischer Flagge!

 

 

 

 

Ein Milliardengeschäft, das kaum kontrolliert werden kann und das dazu geführt hat, dass allein in den letzten 100 Jahren je nach Gattung zwischen 90 und 99 Prozent der Tiere ausgerottet worden sind.

Die grössten Haifangnationen weltweit sind Indunesien, Indien, Spanien, Portugal und Japan. Die Haifischflossen werden hauptsächlich nach China verkauft und Hongkong, auch bekannt als „Shark Fin City“ ist dabei das Handelszentrum. Es ist ein sehr lukratives Geschäft, da die aus den Flossen gekochte Suppe, in China ein Statussymbol ist.  Eine einzelne Haifischflosse kann umgerechnet bis zu 1.000 Euro kosten, für einen Teller Haifischflossensuppe zahlt man rund 100 Euro. Das Haifleisch ist dagegen wertlos.

Da aber seit Juli 2013, in Europa alle gefangenen Haie mit allen Flossen am Körper an Land gebracht werden müssen, entsteht natürlich ein riesiger Berg an Haifleisch, den man loswerden muss.  Früher wurden die Tiere, beim sogenannten Finning, von den Fischern aus dem Meer gezogen, um ihnen die Flossen abzuschneiden, dabei waren sie meistens noch am Leben. Anschließend wurden die Tiere schwer verletzt und schwimmunfähig zurück ins Meer geworfen. Am Meeresgrund angekommen mussten sie einen unendlich qualvollen Tod erleiden, bei dem sie langsam und unter Schmerzen ersticken. Genau diese Shark Finning Methode wird in vielen Ländern weiterhin illegal und manchmal sogar legal praktiziert. Doch wer konsumiert in Europa diese Massen an Haifleisch, die durch das Finning-Verbot angelandet werden?

Die Antwort ist erschreckend: Wir Europäer selbst sind die Konsumenten, manchmal sogar ohne das wir es wissen. Deutschland importiert und konsumiert jährlich über 500 Tonnen Hai. Der Konsument kauft sie dann in Form von Haisteaks, geräucherten Schillerlocken, oder Dosenfisch.

Da der Hai in den Meeren am Ende der Nahrungskette steht, bis zu 90 Jahre alt wird und bevorzugt alte und kranke Tiere jagt, ist sein Fleisch so stark mit Methylquecksilber verseucht, dass der Verzehr eine ernste Bedrohung für die Gesundheit der Menschen darstellt.  Eine Portion Haifleisch von 250 Gramm, enthält 350 Milligramm Methylquecksilber. Die festgesetzte Höchstgrenze liegt bei 0,1 Milligramm Methylquecksilber pro Kilo Körpergewicht eines Menschen.Dieses Schwermetall kann irreparable Hirnschäden, Nierenversagen, Nervenschäden und ein erhöhtes Krebsrisiko verursachen, dazu hat es eine Halbwertszeit von 25 bis 30 Jahren im Körper. Somit reichert es sich bei jedem Konsum an. Dasselbe gilt auch für den Verzehr, anderer großer Raubfischarten wie Thunfisch, Schwertfisch und Heilbutt. Wer meint, dass Thunfisch nicht so schlimm ist, täuscht sich. Thunfisch ist genauso hoch mit Methylquecksilber belastet wie Hai.

Jedes dritte europäische Kind soll laut einer EU-Studie mittlerweile mit erhöhten Methylquecksilberwerten auf die Welt kommen. Da die Gefahr durch den Verzehr von großen Fischarten totgeschwiegen wird, gibt es immer noch eine große Nachfrage und dementsprechend auch einen lukrativen Markt. Die Lösung scheint erstmal ganz einfach, keinen Hai, keinen Schwertfisch, keinen Thunfisch essen, denn wo keine Nachfrage ist, ist auch kein Markt.

 

Wenn ihr euch aktiv für Haie einsetzen wollt, unterstützt die EU Bürgerinitiative „Stop Finning – Stop the Trade“ unter  https://eci.ec.europa.eu/012/public mit eurer Stimme. Für weitere Informationen über Haifang und  Projekte diesen zu stoppen, besucht die Internetseite von der Artenschutzorganisation SHARKPROJECT http://www.sharkproject.org .

 

 

 

 

Quellenangabe:

https://www.tauchen.de/umweltschutz/haifang-vom-jaeger-zum-gejagten/

https://www.tauchen.de/tauchwissen/biologie/aufgedeckt-spanien-ist-umschlagplatz-fuer-haiflossen/

https://www.sharkproject.org

Plastikflut

Das Plastik Problem ist allgegenwärtig. Soziale Medien, Werbung und Dokumentationen weisen auf die verheerenden Folgen des Plastikkonsums hin und ermutigen einen, sein Einkaufsverhalten zu ändern und so zum Umweltschutz beizutragen.

Seit den 1970er Jahren ist Plastik in unseren Ozeanen ein Problem und seit dem steigt der Konsum und somit auch der Müll weiterhin, ohne dass dagegen viel unternommen wurde.

Im letzten Jahr sind über eine Millionen Vögel und mehr als eine halbe Millionen Meeresbewohner an Plastik gestorben. Die Todesursachen sind unterschiedlich. Einige Tiere verhungern elendig mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft,viele Vögel können aufgrund dieser „vollen“ Mägen, nicht einmal mehr fliegen. Meeressäugetiere verfangen sich in alten Fischernetzen, ertrinken oder erleiden schwere Verletzungen bei Befreiungsversuchen, an denen sie schließlich sterben.

Doch woher kommt all das Plastik? Wie gelangt es ins Meer? Die Hauptursache für die unermesslich große Menge Plastikmüll ist die kommerzielle Fischerei. Fast die Hälfte der 79.000 Tonnen Müll, im größten Müllstrudel der Welt, dem Great Pacific Garbage Patch, bestehen aus Fischernetzen. Gerade diese Netze und Leinen sind für die Meeresbewohner besonders gefährlich, da sie sich darin verfangen können und einen langsamen, qualvollen Tod erleiden. Außerdem landet Müll über Flüsse, die dem Meer zufließen, über Wind und illegales Abladen in den Ozeanen und an den Küsten. Wenn wir so weiter machen, wird es in etwa 20 Jahren mehr Plastik als Fische im Meer geben.

Natürlich wurden auch wir, auf unser Reise Zeuge des Plastik Problems. Ehrlich gesagt überall und rund um die Uhr. Gerade die Strände waren erschreckend, aber auch der Plastikkonsum vieler Leute war nach genauerem Hinsehen eine Katastrophe. Meiner Meinung nach hätten jegliche Einweg Plastikartikel schon längst allgemein verboten werden sollen, aber von der Regierung ist da leider nicht viel zu erwarten. Wir müssen als Konsumenten bewusster und vor Allem kritischer werden. Denn wo keine Nachfrage ist, entsteht auch kein Angebot.

Wir gestalten unseren Alltag schon lange plastikarm, gehen im Unverpacktladen einkaufen, Kaufen Milchprodukte in Mehrweggläsern und achten darauf ausschließlich biologisch abbaubare Seifen zu benutzen, die dementsprechend kein Mikroplastik enthalten.

Doch auf dieser Reise haben wir gemerkt, dass es nicht ausreicht, nur seinen eigenen Plastikkonsum zu verringern. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht jeden Morgen Müll zu sammeln, egal wo wir waren. An den Stränden war es jedoch leider so, dass wir nach zwei Stunden sammeln, zwei- drei große Müllsäcke voll hatten, aber die zehnfache Menge immer noch am Strand lag und nach jeder Flut, neues Plastik hinzu kommt.

Wir waren fast immer allein unterwegs und haben die Strände so gut es ging saubergemacht. Der Versuch mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen und sie zum Plastik sammeln zu motivieren, ist häufig gescheitert. Die meisten hatten die Ausrede, dass im Mai ein städtischer Räumungstrupp kommt und die Strände vor der Touristensaison von Müll befreit. In den übrigen 6 Monaten, an denen keine Touristen in der Gegend sind, erstickt der Strand im Müll und unzählige Tiere sterben daran.

An der nordspanischen Atlantikküste, in Kantabrien, sind uns an den Stränden vermehrt kleine Plastikpellets zur Herstellung von Kunststoffartikeln aufgefallen. Nach einiger Recherche sind wir auf zwei Fabriken in der Gegend gekommen, die diese Pellets verwenden und dementsprechend auch für ihr Vorkommen im Meer und an den Stränden verantwortlich sein müssen.

Wir konnten es kaum glauben und haben deshalb mit dem verantwortlichen Bürgermeister Kontakt aufgenommen. Wir haben bis heute keine Antwort von ihm bekommen.

Nach 6 Monaten auf Reisen waren wir überzeugt, dass es keinen plastikfreien Strand mehr gibt.

Oft ist man überwältigt von all den Problemen und glaubt daran nichts ändern zu können, aber wir müssen! Auf unsere Regierungen, auf irgendwelche greenwashing Siegel und angeblich nachhaltigen Konzerne können wir uns nicht verlassen. Wir müssen selbst aktiv werden! Wir müssen Menschen aufklären, denn nur wer über diese Missstände weiß, kann bewusst etwas daran ändern. Gemeinsame Aktionen wie Beachcleanups, Vorträge oder Spendenaktionen stärken Gemeinschaften und ermutigen mehr Leute sich zu beteiligen.

Portugal- Neues Jahr, neues Glück?

Wir sind nun schon seit 6 Wochen in Portugal und haben das Glück in dieser brenzlichen Lage, bestehend aus Lockdown, Corona Maßnahmen und Camping Verboten, unseren Bus auf dem Grundstück von Freunden parken zu können.

Vor über drei Jahren, haben sich die zwei Familien, bestehend aus 6 Erwachsenen und 2 Kindern, dazu entschlossen ihr altes Leben in Deutschland aufzugeben und es gegen 3h Wald  an der Westalgarve einzutauschen. Auch sie sind damals aufgebrochen, um ein lebenswerteres Leben, jenseits der 40-Stunden Woche zu führen. Sie haben ihren Traum und ihre Visionen verwirklicht, ihr Land gestaltet, ihre Häuser selbst gebaut und sich ein autarkes und freies Leben geschaffen.

Wir haben sie in den letzten Jahren schon mehrmals besucht, doch leider immer mit viel zu wenig Zeit. Dieses Mal wollen wir uns mehr Zeit nehmen, um den Ort, die Umgebung und die Menschen besser kennen zu lernen.

Leider sind die Bedingungen, für freies und spontanes Reisen momentan äußerst schlecht. Als wir am 22. Dezember in Portugal ankamen, war die „Corona Lage“ noch relativ entspannt, alle Geschäfte und auch Bars und Restaurants hatten geöffnet. Wir konnten noch ein geselliges Weihnachten feiern und sind mit großen Plänen und Visionen in das neue Jahr gerutscht.  Doch in kürzester Zeit veränderte sich die Lage drastisch. Durch die britische Virusmutation, stiegen die Zahlen  rasant und mittlerweile hat Portugal die weltweit höchste Infektionsrate.   Das soziale Leben ist bis auf ein Minimum runtergefahren und auch wir haben seit unsere Ankunft den Bus nicht mehr bewegt. Wir haben uns gemeinsam mit den Anderen dazu entschlossen, in eine Quarantäne zu gehen um uns und andere zu schützen.

Unsere Reisepläne sahen eigentlich anders aus. Wir wollten von Strand zu Strand fahren, jeden Tag surfen und einfach mal das Leben genießen. Doch das müssen wir wohl oder übel erst mal aufschieben und das beste aus der momentanen Situation machen.

Es kann endlich weiter gehen…

Seit über einem Monat sind wir nun schon in Hossegor und können nicht weiterfahren, da unser Getriebe den Geist aufgegeben hat. Nach einigem hin und her, blieb uns keine andere Lösung, als ein generalüberholtes Getriebe aus Deutschland zu ordern. Dies ist vor vier Tagen endlich bei uns eingetroffen.

Leider wollte uns keine Werkstatt in der Umgebung helfen, das Getriebe einzubauen, also mussten wir uns mal wieder selbst an etwas wagen, von dem wir eigentlich nicht besonders viel Ahnung hatten. Zum Glück hatten wir viel Zeit um zu recherchieren, wie es am besten gemacht wird. Dabei ist uns aber leider auch aufgefallen, dass man allerlei Spezialwerkzeuge und auf jeden Fall einen Getriebewagenheber (noch nie vorher davon gehört) braucht, um das 150 Kilo schwere Getriebe in die richtige Position zu bringen. Nun gut, damit konnten wir nicht dienen, geschweige denn es irgendwo auftreiben. Also mussten wir improvisieren.

 

Das Getriebe wurde bei uns mit einem, vom Surfshop nebenan geliehenen Hubwagen auf Position gebracht. Leider reichte dieser höhentechnisch nicht ganz aus, weshalb wir das ganze, Stück für Stück mit Holz unterfüttern mussten. Sobald die Richtige Höhe erreicht war, musste das 150 Kilo schwere Ding auch noch irgendwie in die Aufnahme vom Motor geschoben werden. Mit Ach, Krach und jeder Menge Allzweckfett, flutschte das Getriebe in Richtung Motor. Wie immer sind Julian beim Einbau noch so einige Sachen aufgefallen, die auch dringend erneuert werden müssen.

Nach drei Tagen nervenaufreibender und kräftezehrender Arbeit, haben wir es geschafft den Bus wieder ans laufen zu bringen.

Heute ist bereits der 18.Dezember und unser Ziel ist es Weihnachten mit Freunden in Portugal zu feiern. Eigentlich wollten wir die Strecke dort hin entspannt fahren, viele Pausen machen und uns an der Atlantikküste von Strand zu Strand hangeln.

Daraus wird wohl leider nichts mehr!

Wir müssen bis Weihnachten noch 1300 Kilometer hinter uns bringen und das mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 kmh. Dementsprechend haben wir uns dazu entschlossen, die kürzeste Route zu nehmen. Diese Route führt durch das spanische Inland und kann sehr trostlos werden, da es eine der größten Agrarwüsten ist, die ich bisher gesehen habe.

Hossegor – Lockdown, Surfen und Getriebeschaden

Unser nächstes Ziel war Hossegor, ein kleiner Ort im Süden Frankreichs, unmittelbar an der Atlantikküste. Hossegor war früher ein eher unbekanntest Seebad, ist jedoch vor einiger Zeit zum Mekka der Surf-Industrie geworden. Im Sommer ist das kleine Städtchen voll mit Touristen, auch die Strände sind überfüllt, sodass das Surfen eher weniger Freude bereitet. Im Herbst, nach der ASP Worldtour, auf der die Surfer ihren Weltmeister ermitteln, wird es schlagartig ruhig. Diese Gelegenheit, auch gute Wellen und leere Strände, wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Kurz bevor wir Hossegor erreichten, machte jedoch unser Getriebe schlapp! Die Gänge wollten nicht mehr reingehen und mit Ach, Krach und 20 kmh kamen wir doch noch Nachts in Hossegor an.

Uns war klar, dass wir mit diesem Getriebe keine 2 Kilometer mehr fahren konnten, geschweige denn, bis nach Portugal.

Eine Art Mechaniker, der mit uns das Getriebe ausgebaut hat war schnell gefunden und zu unserem Glück war eine der zwei Vertragswerkstädten in Frankreich, in Bordeaux, also gar nicht so weit weg. Also ist Julian mit einem Mietwagen und dem ausgebauten Getriebe, nach Bordeaux gefahren, in der Hoffnung, dass es dort repariert werden kann.

 

3 Tage später stellte sich heraus, dass die Werkstatt in Bordeaux für unser Getriebe keine Ersatzteile beziehen kann. Das war ein Problem!

Wir wussten zu dem Zeitpunkt zwar schon, dass es in Deutschland ein generalüberholtes Getriebe gibt, dieses kostet aber 6000€ und das würde unsere Reisekasse ganz schön plündern.

Wir überlegten hin und her. Entweder wir bleiben die nächsten 6 Monate in Hossegor und warten auf Ersatzteile, oder wir geben ein heiden Geld für ein neues Getriebe aus.

Wir entschieden uns dafür, dass Getriebe aus Deutschland zu nehmen und warten nun darauf, dass es hier ankommt und wir es einbauen können.

Wir sind nun schon seit über zwei Wochen in Hossegor,konnten die Zeit aber gut dafür nutzen um unsere Surfkünste etwas aufzufrischen und ein paar Sachen am Bus auszubessern.

Abfahrt…

Anfang November war es endlich soweit, die letzten Sachen wurden gepackt, die liebsten Menschen noch mal fest gedrückt und dann hieß es, auf in den Süden!

Wir fuhren über den Odenwald, in den nördlichen Schwarzwald und blieben drei Tage dort. Wir mussten erst mal runterkommen, den Stress der letzten Monate zurücklassen und für eine Weile einfach nur SEIN.

Wir unternahmen einige, längere Wanderungen, gingen Pilze sammeln und genossen den Herbst in seiner schönsten Pracht. Da uns der Wald gerade so gut tat, beschlossen wir noch einige Orte im südlichen Schwarzwald zu erkunden, bevor es weiter nach Frankreich geht.

Die Maßnahmen, aufgrund der Corona Pandemie, sind in Frankreich derzeit sehr streng, deshalb versuchen wir das Land so zügig wie möglich zu durchqueren.