Monat: Juni 2022

Mount Pleasant Eco Park

 

 

Nach über einer Woche, die wir in Stroud, (Englands wohl bekanntesten Ort für alternative Heilmethoden) verbracht haben, um neue Kräfte zu sammeln, trieb es uns wieder zurück ans Meer. Wir erkundeten einige Wochen die wunderschöne Küste von Nord-Devon und Cornwall. Da wir zusätzlich zum sonnigen Wetter auch noch richtig Glück mit den Wellen hatten, waren wir eigentlich jeden Tag surfen. Wiedererwartend stellte sich die Westküste England’s für uns als Surferparadies heraus. Das Wasser ist kristallklar, das Line-Up selten überfüllt und ich hatte die bisher besten Longboard Wellen meines Lebens.

 

 

Mit dem immer stärker werdenden Wind und die damit verbundenen, schlechten Bedingungen trieb es auch uns weiter zu unserem nächsten Projekt, dem Mount Pleasent Eco Park. Bevor wir dieses Projekt genauer vorstellen, wollen wir euch erstmal die Geschichte von Tim Stirrup, dem Gründer des Eco Parks erzählen.

 

 

Tim’s Weg in ein freies, selbstbestimmtes und respektvolles Leben fing nämlich ganz ähnlich an wie unseres. Vor gut 30 Jahren reiste er mit seiner Freundin in einem selbst umgebauten, alten amerikanischen Schulbus durch Europa, entdeckte neue, spannende Orte und machte Musik. Um sich auf Festivals etwas dazuzuverdienen, baute er den Bus so um, dass er autark (durch Solarenergie) als mobile „DJ Bühne“ zu nutzen war. Auch später mit zwei Kindern reisten sie weiter durchs Land. Doch als die Kinder allmählich größer wurden und ihren privaten Bereich brauchten, ließ sich die Familie in Cornwall nieder. Dort baute Tim für seine beiden Kinder die erste Cabin. Für den Bau nutzte er nur regionale und ökologische Materialien, was schon bald die Aufmerksamkeit vieler Leute erweckte. Tim wurde immer häufiger von Menschen angesprochen, die das gleiche oder ein ähnliches Gebäude auf ihrem Grundstück haben wollten. Mit der Zeit wurden die Anfragen immer mehr, die Aufträge immer größer und der Platz auf seinem Grundstück reichte schon lange nicht mehr aus.

 

Tim’s alter Bus steht heute immer noch auf dem Grundstück des Eco Parks.

 

Nach der Gründung von dem Umweltbauunternehmen Pioneer EBC, begab sich Tim auf die Suche nach einem geeignetem Grundstück und entdeckte an Cornwalls wunderschöner Nordküste, den Mount Pleasant und die 42 Hektar große Kartoffelfarm, welche zum Verkauf stand. Dieses Grundstück umfasst den gesamten Hügel, von dem aus man sogar das Meer sehen kann. Tim wusste vom ersten Tag an, dass dieses Grundstück perfekt für seine Projekte und Visionen war, doch bis zu dessen Verwirklichung brauchte es jede Menge Arbeit.

Als sie 2001 die Farm übernahmen, war sie sehr baufällig; Die Gebäude waren größtenteils eingestürzt, und das Land war durch 37 Jahre intensive Monokultur erschöpft. Tim’s Ziel war es, dem Land wieder Leben einzuhauchen und eine Gemeinschaft von Menschen zu bilden, die sich positiv auf das Gebiet auswirken, indem sie einen inspirierenden Arbeitsbereich für lokale und nachhaltig schaffende Unternehmen bieten. Die Renaturalisierung des gesamten Geländes war der erste Schritt, zusammen mit der Anpflanzung von tausenden von einheimischen Bäumen und die Bepflanzung von Wiesen mit Wildblumen. Diese bepflanzten Flächen werden zusammen mit dem als SSSI eingetragenen Tal, das an Mount Pleasant angrenzt, einen reichhaltigen Lebensraum für die örtliche Tierwelt bieten, darunter Mäusebussarde, Füchse und sogar gelegentlich Rehe.

In den letzten 20 Jahren haben immer mehr Menschen den Weg zum Mount Pleasant Eco Park gefunden und verwirklichen dort ihre Träume und Visionen und bereichern gleichzeitig die Gemeinschaft und den Ort mit ihrer Arbeit. Mittlerweile gibt es auf dem Gelände diverse Unternehmen, Werkstätten und Ateliers, die in den mit lokalen und ökologischen Materialien gebauten Gebäuden untergebracht sind. Das gemeinschaftlich gebaute Lehmhaus ist eine der größten tragenden Stampflehmkonstruktionen im Vereinigten Königreich. Doch nicht nur die Bauten sind nachhaltig.

 

 

Die Anstrengungen, die unternommen wurden, um den Park so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, sind ziemlich beeindruckend. Das Team will den CO2-Fußabdruck des Parks so gering wie möglich halten.

Der Strom wird von einer auf dem Gelände befindlichen Windturbine erzeugt. Sie produziert 30 % des Stroms, weitere 20 % werden von 4 kW-Photovoltaikanlagen erzeugt.

2018 investierte das Team in sein erstes Eco Park-Elektroauto und im selben Jahr beschlossen sie auch, sich von der Wasserversorgung abzuwenden und ein Bohrloch zu graben, das täglich 10 000 Liter Wasser liefern kann.

Geheizt wird in den Geschäftsräumen mit einem Biomassekessel. Tim´s Firma Pioneer EBC, ist auf dem Gelände ansässig und spendet sein gesamtes Abfallholz, um alle im Winter warm zu halten.

 

 

Angrenzend an die Werkstätten gibt es einen großen Gemeinschaftsgarten, der ökologische Anbauflächen für die örtliche Bevölkerung bietet. Die Wilder Allotment Kitchen, ein veganes Café, das sich auf lokale, gesunde Lebensmittel spezialisiert hat, läd zum verweilen ein und versorgt alle freiwilligen Helfer mit gutem Essen. Durch all diese Projekte hat sich der Park zu einer flexiblen, einfallsreichen Gemeinschaftseinrichtung entwickelt. Doch die Vorzüge und Freuden dieser Gemeinschaft sollen Interessierten keines falls vorenthalten werden. Deshalb gibt es immer wieder Veranstaltungen wie Märkte, Konzerte und Festivals zu denen jeder eingeladen ist. Außerdem gibt es einen Öko-Camping-Platz , auf dem man im Zelt oder Van übernachten kann. Für mehr Comfort gibt es diverse ökologische Übernachtungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Cabins, Schäferhütten und Öko-Pods, die von Pioneer EBC gebaut wurden.

Der Platz ist auf einem riesigen Feld gelegen, umgeben von Natur, mit Ausblick auf’s Meer und mit einem Fußweg zum Strand. Perfekt um dem Alltag zu entfliehen und in die freie Natur einzutauchen.

 

 

 

Das jüngste Projekt auf dem Mount Pleasant ist „Community Roots“,

ein Team von Freiwilligen, die einen Hektar kahles Land in eine schöne, produktive, naturfreundliche Gärtnerei verwandelt haben, die köstliche Lebensmittel für die lokale Gemeinschaft produziert.

Der Gemüsegarten wird mit dem Leitfaden der solidarischen Landwirtschaft bewirtschaftet. Bei Solidarischer Landwirtschaft werden die Lebensmittel nicht mehr über Märkte oder Läden vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird.

Das Team von Community Roots versorgt wöchentlich 30 Haushalte mit frischem, ökologischem Gemüse und möchte von Jahr zu Jahr mehr Menschen versorgen oder aber motivieren ihr eigenes Gemüse anzubauen.

 

 

Wir haben die Zeit auf und um das Gelände des Mount Pleasant Eco Park´s sehr genossen. Wir sind inspiriert worden, mit offenen Armen empfangen worden und sind gespannt was das Team mit und um Tim Styrrup in der Zukunft noch alles erschaffen wird.

Für mehr Informationen und aktuelle Projekte, hier die Internetseite vom Eco Park

www.mpecopark.co.uk

 

Ps.: Wer nicht in Corwall lebt, oder nur auf der Durchreise ist, kann in dem wunderbaren Hofladen der Cusgarne Farm einkaufen. Die Bio-Farm ist nur 10 Min. vom Eco Park entfernt und bewirtschaftet 100 Hektar Land im Herzen von Cornwall und produziert jede Menge Gemüse, Obst, Milchprodukte und Wein.

 

Transition Stroud

 

Stroud ist eine Kleinstadt im südwestenglischen Gloucestershire. Die Landschaft in dieser Region ist so englisch wie es nur geht. Grasbewachsene Hügel, alte Burgen, idyllische Seen und Wälder, deren Boden über und über Bärlauch und Bluebells bewachsen sind.

 

 

Zusätzlich zu der außerordentlichen, natürlichen Schönheit hat Stroud eine sehr ausgeprägte alternative und auch auch nachhaltige Szene. Es gibt eine Reihe an Garten und Permakulturprojekten, freie Schulen, sowie Rudolf-Steiner Schulen, Waldkindergärten, Anthroposophische Medizin und andere alternative Heilmethoden und Therapien.

 

 

 

Den meisten Bewohnern der englischen Kleinstadt liegt die Natur und die Zukunft ihrer Kinder sehr am Herzen, daraus entstehen immer wieder neue Initiativen und Projekte, auch im Rahmen der Transition Town Bewegung.

Stroud ist seit 2007 ein Transition Town.

Die Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) versucht, ein Netzwerk für nachhaltige Veränderungen zu schaffen, um einen kohlenstoffarmen Lebensstil zu erreichen. Seit 2006 gestalten Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft.Hierzu gehören u.a. Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion von fossilen Energieträgern sowie zur Stärkung der Regional- und Lokalwirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, ähnlich effizient und resilient zu funktionieren wie natürliche Ökosysteme. Initiiert wurde die Bewegung u.a. von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins und Studenten des Kinsale Further Education College in Kinsale, Irland.

Inzwischen gibt es weltweit über 1000 Transition-Initiativen.

Transition Stroud arbeitet mit Hilfe von Aktionsgruppen, die sich auf Bereiche wie Verkehr, Lebensmittel, Wiederverwendung und Reparatur sowie die Reduzierung von Kohlenstoff konzentrieren.

Vor dem Hintergrund des klimatischen und ökologischen Notstands basiert die Transition Stroud-Strategie auf der Vision, dass der Bezirk Stroud bis 2030 kohlenstoffneutral und die lokalen Gemeinden widerstandsfähig sein werden.

Dies ist mit großen Herausforderungen verbunden, könnte aber auch viele Vorteile mit sich bringen: eine sicherere Zukunft, sauberere Luft, komfortablere Gebäude und Wohnungen, eine bessere Versorgung mit lokalen Lebensmitteln, eine natürliche Umwelt und damit einhergehende Widerstandsfähigkeit gegen Unwetter.

Um dies zu erreichen, wurden in Stroud und Umgebung 11 verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, darunter das Repair Café, die Plastic Action Group, Edible Stroud, Workshops zum Klimawandel und Filmabende.

 

 

 

Jeden Samstag von 09:00 bis 14:00 Uhr bilden der Cornhill Market Place und seine sich kreuzenden Straßen die Kulisse für einen der besten Bauernmärkte Großbritanniens. Hier wird wirklich jeder fündig. Es gibt regionalen Käse, Eier, Obst Gemüse und Wein, hochwertiges Kunsthandwerk, veganes und vegetarisches Essen sowie handgemachte Seifen und Kerzen.

Wer es nicht zum Farmers Market schafft, kann im Four Seasons in der 5 Threadneedle St, frisches biologisches Gemüse kaufen.

 

 

Außerdem gibt es in der 33 High St, einen Uverpacktladen mit dem Namen „Loose“. Dort gibt es neben unverpackten Lebensmitteln, biologische Seifen, Haushaltswaren, handgetöpferte Keramik und Kosmetikartikel.

Für ein leckeres, gesundes Frühstück oder Mittagessen können wir Woodruffs empfehlen. Das gemütliche Cafe in der 24 High St. bietet eine Reihe vegane und vegetarische Gerichte sowie Kuchen an, alles biologisch und hausgemacht.